26
Mai
König Gerrit von Catar hatte vor wenigen Jahren sein 60stes Thronjubiläum gefeiert und sah mit Mitte 80 immer noch aus wie ein Mittvierziger und hatte auch den entsprechenden Élan. Er regierte sein Reich, Catara, gütig, weise, und mit der Unterstützung des Volkes. Ein jeder Bürger, egal ob er Mensch, Ork oder ein Vertreter einer anderen Rasse war, konnte nur eingestehen, dass die Herrschaft Gerrits wahrhaftig ein Goldenes Zeitalter war. Seit drei Generationen hatte es keinen Krieg gegeben und das Land prosperierte. Gerrit hatte den Unteren und den Oberen Rat eingerichtet, und den Unteren Rat dem Volk zur Wahl gestellt.
Auch der Frondienst war abgeschafft, und viele Fürsten und Adelige sparten sich den Unterhalt eines großen Heeres. Stattdessen sorgten kleinere, eher zivil ausgerichtete Wachtruppen in den Städten und auf den Straßen für Recht und Ordnung.
Ins Reich war eine gewisse Ruhe eingekehrt: Die Adeligen führten ihre Fehden lieber vor Gericht, Söldner waren einfach auf Dauer sehr kostspielig. Die Kirche des Heiligen Vaters Elegil wachte über die Mauer und im Norden ging es auch verhältnismäßig zivilisiert zu. Der Orden des Zwei-Gesichtigen Erzengels Jalenu hatte alle Spuren von Dämonen innerhalb des Reiches ausgemerzt, und wann immer sich die Unterwelt öffnete waren sie auch zur Stelle. Die Hauptaufgabe des Ordens war aber die Sicherung der Mauer im Süden Fellands.
Die sich immer mal wieder öffnenden Tore zu Unterwelt konnten in Catara selbst leicht geschlossen werden, aber die wilden Lande des Südens gab es keine einende Kraft, welche solche Ziele verfolgte. Die Kirche betrieb eifrige Versuche die Barbaren zu missionieren. Dennoch gab es einige Landstriche in denen Untote Ausgeburten der Unterwelt einen Pakt mit den Menschen geschlossen hatten. Teilweise agierten die Untoten dort sogar unangefochten als Herrscher. Gerüchten zufolge, gab es weit im Süden einen Herrscher, der angefangen hatte die Stämme zu einen und die Gefahr der Untoten zu kontrollieren. Aber wie es wirklich darum stand, das wusste niemand.
In Catara schickte der Heilige Vater in Notfällen seine Erzengel sogar direkt, um sich der Probleme anzunehmen. Der Handel mit den Zwergen war zwar sehr stark zurückgegangen, aber mit diesen Götzenanbetern, die Feuer und Eis huldigten, wollte man auch nicht viel zu tun haben. Das die Dragos ihrem Drachen huldigten, war zwar auch etwas suspekt, aber dafür brachten ihre Schiffe, genau wie die der Elfen, jede Menge Waren und Reichtum in das Land. Es war auch fast 60 Jahre her, dass ein paar Helden, die den Großen Helden des Krieges nacheiferten, die Felidae zurückgebracht hatten. Irgendein fehlgeschlagenes Ritual hatte die Felidae nicht nur verschwinden lassen, sondern auch noch das kollektive Gedächtnis an sie gelöscht.
Auch ansonsten hatte sich viel getan. Die Feuerwaffen, welche im letzten Krieg in Mode gekommen waren, hatten sich leider als nicht all zu zuverlässig erwiesen. Der Segen der Götter löste offenbar einen kleinen aber wichtigen Bestandteil des Schwarzpulvers auf, was die ganze Geschichte sehr ungünstig machte, denn wer wollte schon auf den Segen und die Heilung des Heiligen Vaters und der Erzengel verzichten? In anderen Bereichen der Magie und der Technik waren aber schon Fortschritte gemacht worden, weswegen z.B. gedruckte Flugblätter in jeder Stadt für ein paar Pfennige zu erwerben waren, und Catar jetzt nachts von dem sanften Schein gasbetriebener Lampen erhellt wurde.
Doch nichts sollte ewig halten, und während das Leben in Catara gut erschien, brauten sich am Horizont erste Wolken zusammen…
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