Wir hat­ten einen bat­aa­ri­schen See­mann mit an Bord, der uns zu der einen oder ande­ren Insel etwas erzäh­len konn­te. Mit sei­ner Hil­fe konn­ten wir Untie­fen ver­mei­den, die in den Kar­ten nicht ein­ge­zeich­net waren und kamen so gut voran.

Unser Ziel kann­te er auch. Er gab ihm einen bat­aa­ri­schen Namen, für den es kei­ne direk­te Über­set­zung gibt. Am ehes­ten heißt es so etwas wie „Höl­len­berg in der See“. Wahr­schein­lich ist damit ein­fach ein Vul­kan gemeint. Die bat­aa­ri­sche Spra­che ist schon sehr blumig.

Nach ein paar Tagen kamen wir zu die­sem Berg. Alles was wir jedoch am Hori­zont aus­ma­chen konn­ten war eine ganz nor­ma­le fla­che Insel, auf der aller­dings eine Feu­ers­brunst oder etwas Ähn­li­ches aus­ge­bro­chen sein muss­te. Schon aus sehr wei­ter Ent­fer­nung konn­ten wir die him­mel­ho­he Rauch­wol­ke ausmachen.

Wir anker­ten vor der Insel, die sich als eine Fla­che Lagu­ne raus­stell­te. Wir konn­ten also nur mit unse­rem Bei­boot anlan­den. Die Insel war wie aus­ge­stor­ben. Tie­re gab es hier kei­ne und auch Was­ser war nicht zu fin­den.  Zur Mit­te der Insel hin war der Urwald abge­stor­ben und je wei­ter wir vor­dran­gen, des­to mehr gif­ti­ge Dämp­fe lagen über der Erde und des­to unwirt­li­cher wur­de es.

Und dann sahen wir es.

Vor uns tat sich ein Höl­len­schlund auf. Hun­der­te von Metern breit öff­ne­te sich hier die Erde und die rei­ne Kraft der Erd­ma­gie konn­te hier unge­hin­dert schal­ten und wal­ten. Orte wie die­ser sind es, die einem deut­lich machen, dass jeder Anspruch den man an die Welt, die Magie oder das Ebe­nen­ge­fü­ge stellt lächer­lich sind. Wir alle sind Spiel­bäl­le der Gewal­ten, ob wir und nun Men­schen, Pries­ter oder Göt­tern nen­nen. Sol­che schlicht exis­tie­ren­de Macht ohne höhe­re Gedan­ken ist der ein­deu­ti­ge Beweis, dass die Völ­ker die­ser Welt nichts wei­ter sind als Flö­he im Pelz eines Hundes.

Klein und unbedeutend.

Wahr­schein­lich sind es auch Orte wie die­se, die Men­schen nach mehr Macht stre­ben lassen.
Wer genü­gend Intel­lekt mit­bringt, braucht schon ein star­kes Inne­res, um vor sei­ner eige­nen Macht­lo­sig­keit an so einem Ort nicht zu ver­zwei­feln. Schwä­che­re Gemü­ter lie­ßen sich sicher­lich an so einem Ort leicht dazu ver­füh­ren mit dunk­len Mäch­ten zu pak­tie­ren oder Wege zu beschrei­ten, die lie­ber unbe­schrit­ten blei­ben soll­ten, nur um der eige­nen Macht­lo­sig­keit ent­ge­gen zu wirken.
Sind Hexer unter Umstän­den nur Opfer ihrer selbst? Opfer ihrer schwa­chen Willensstärke?
Wahr­schein­lich muss die Magie ein­fach stär­ker regle­men­tiert wer­den, wenn man auf Dau­er die Hexe­rei unter­bin­den will.

Was soll ich bloß mit Fer­gus machen? Viel­leicht soll­te ich ihm anbie­ten ihn auszubilden…

Nach­dem wir den Schock ver­wun­den hat­ten, blick­ten wir uns um. Es lagen eini­ge Ske­let­te im Höl­len­schlund, die auf unbe­kann­ten Grün­den noch nicht ver­brannt waren. Aller­dings wür­de nie­mand bei Sin­nen jemals in einen Höl­len­schlund her­ab­stei­gen, nur um nach alten Ske­let­ten zu schau­en, also igno­rier­ten wir diese.

Wir hat­ten hier also nicht viel zu ent­de­cken. Die Rei­se hier­her schien erfolg­los. Weder gab es hier Spu­ren der „Wel­len­schlag“, noch gab es so etwas wie ein Lager.

Und plötz­lich wur­de mir klar, war­um die Grup­pe den Halun­ken Wigand mit sich führte.
„Die­se Stein­split­ter hier… die sind nicht von hier!!“

Stein­split­ter… auf die Idee muss man erst ein­mal kom­men. Aber Wigand hat­te Recht. Hier gab es Obsi­di­an und Fels… was wir hier aber fan­den waren Granitsplitter.

Natür­lich. Ein Navi­ga­ti­ons­stein ist ein meis­ter­haf­tes Ritual.

Man wür­de nor­ma­ler­wei­se ein Dut­zend erfah­re­ner Magie­re brau­chen, die eine so lan­ge und prä­zi­se Rou­te in einen Navi­ga­ti­ons­stein schrei­ben könn­ten. Und die­ser Staub­flü­gel hat­te einen Weg gefun­den, das Gan­ze zu ver­kür­zen. Und zwar hat die­ser Mist­kerl die Kräf­te der hier frei wir­ken­den Erd­ma­gie gebün­delt und in den Navi­ga­ti­ons­stein ein­flie­ßen las­sen. Was Hexer so alles hin­be­kom­men, lässt einen manch­mal erschaudern.

Hier gab es für uns also nichts mehr zu sehen. Wir kehr­ten zum Schiff zurück, mit der Gewiss­heit, das Staub­flü­gel hier den Kurs der „Schaum­kro­ne“ und der „Wel­len­schlag“ hat begin­nen las­sen. Wir konn­ten also unse­re Berech­nun­gen auf die See­kar­ten über­tra­gen und wuss­ten, an wel­cher bewohn­ten Insel die „Wel­len­schlag“ als ers­tes vor­bei kom­men würde.

Wir set­zen Segel.

Es betrübt mein Herz die­se Wor­te zu schreiben…

Wir waren zu spät.

Als sich unser Schiff dem Ufer der ers­ten Insel näher­te, war uns schon klar, dass irgend­et­was nicht stimm­te. Am Hori­zont konn­ten wir noch die Sil­hou­et­te der „Wel­len­schlag“ aus­ma­chen.  Sie waren also schon hier gewesen.

Das Anlan­den in dem klei­nen Dorf mach­te noch ein­mal deut­lich, dass wir kei­ne Wahl hat­ten. Wir müs­sen Staub­flü­gel auf­hal­ten. Es gibt nichts Wich­ti­ge­res. Das Dorf war ver­las­sen. Kein Lebe­we­sen weit und breit war zu sehen. Wir gin­gen in die Häu­ser, wir such­ten in den Hütten.

Nichts.

Hier an da sahen wir Kampf­spu­ren, aber es schien als wären die Bewoh­ner über­rascht worden.
Ihre Hab­se­lig­kei­ten lagen noch her­um, als sei­en sie gera­de erst auf­ge­stan­den und nur kurz verschwunden.

Staub­flü­gels Unto­ten­ar­mee hat­te offen­bar alle Men­schen hier ent­führt und mit Sicher­heit wür­den sie bereits jetzt alle selbst Unto­te sein. Die letz­te Hoff­nung ent­wich unse­ren Her­zen, als wir einer Spur folg­ten, die in die Büsche führ­te. Gab es viel­leicht doch Über­le­ben­de? Wie ein Pfeil in mein Herz… so fühl­te es sich an, als die Spur der Kin­der­fü­ße ein jähes Ende in einem Gebüsch fand. Dort fan­den wir nur noch eine Blut­la­che und einen klei­nen geschnitz­ten Holzaffen.

Wahr­schein­lich hat das Hol­z­äff­chen dem Klei­nen durch so man­che schlaf­lo­se Nacht gehol­fen und nie­mals hät­te er ihn lie­gen las­sen. Das Kind wur­de von die­sen Mons­tern umge­bracht und in ihres­glei­chen verwandelt.

Ich habe das Hol­z­äff­chen mit­ge­nom­men. Es soll von nun an für mich ein Sym­bol sein. Ein Sym­bol dafür, dass Hexer vom Ant­litz die­ser Welt getilgt wer­den müs­sen. Soll­ten mich jemals wei­che Gefüh­le davon abhal­ten sol­len einen Hexer aus­zu­mer­zen, soll mich die­ses Äff­chen an die Grau­sam­kei­ten von Hexern erin­nern und mich von Gefüh­len wie Gna­de oder Mit­leid gegen­über dem Hexer befreien.

Was soll ich bloß mit Fer­gus machen. Er muss eine Aus­bil­dung erhal­ten… jetzt!

Uns blieb nichts anders übrig, als unse­ren Schock und unse­re Trau­er hin­ter uns zu las­sen und zumin­dest das nächs­te Dorf auf dem Kurs der „Wel­len­schlag“ zu war­nen und die Men­schen zu retten.

Wir lie­ßen das Geis­ter­dorf also hin­ter uns und set­zen Segel. Die­ses Mal waren wir vor der „Wel­len­schlag“ da.

Es brauch­te eine Men­ge Über­zeu­gungs­kraft. Die Bewoh­ner woll­ten uns ein­fach nicht glau­ben. Aber sie hat­ten ja auch nicht gese­hen, was wir gera­de erst erlebt hat­ten. Letzt­lich hat erst die Sil­hou­et­te der „Wel­len­schlag“ sie über­zeugt ihr Dorf hin­ter sich zu las­sen und mit uns in Sicher­heit zu fahren.

Die Flot­te der Boo­te fuhr um die Insel her­um und die­ses Mal blie­ben wir zurück, um uns ein Bild unse­res Fein­des zu machen. Es lös­te sich ein Bei­boot von der „Wel­len­schlag“ und fuhr auf die Insel zu. Wir konn­ten nicht all­zu viel erken­nen, aber es war auf jeden Fall nicht, was wir erwarteten.
An Bord waren eine Hand voll Gestal­ten und eine Stein­plat­te. Es waren nicht genü­gend Unto­te, um eine Dorf zu überwältigen.

Doch dann sahen wir ein, dass unser Feind wesent­lich mäch­ti­ger war, als wir bis­her zuge­ben konn­ten oder woll­ten: Die Stein­plat­te war im höchs­ten Gra­de magisch… es war ein Trans­port­stein. Wir sahen, wie zahl­lo­se Unto­te aus dem Stein her­aus­tra­ten und in alle Rich­tun­gen ausschwärmten.
Den Neu­nen sei Dank, dass wir die Men­schen hier haben war­nen können.

Nach einer Wei­le zogen sich die Unto­ten erfolg­los zurück. Wir hat­ten gesiegt!

Die­ses Katz-und-Maus-Spiel konn­ten wir noch ein­mal wie­der­ho­len. Die nächs­te Insel, die nächs­ten Men­schen, das nächs­te Boot samt Stein­plat­te. Doch die­ses Mal waren muti­ger. Wir grif­fen die Unto­ten an. Mit einer Bal­lis­ta schos­sen die Unto­ten von dem Boot. Die Stein­plat­te kipp­te und fiel in die Fluten!!!

Die rest­li­chen Unto­ten spran­gen hin­ter den Stein hin­ter her und wir hat­ten das Boot erbeu­tet. Dies war ein bedeu­ten­der Sieg, denn es han­delt sich dabei um ein magi­sches Boot. Dies war ein altes elb­i­sches Boot, das ohne Segel fah­ren konn­te und unglaub­lich schnell fah­ren kann.

Unser Über­mut wur­de aller­dings schnell wie­der getrübt, denn wir konn­ten aus der Fer­ne erken­nen, wie die Unto­ten die Stein­plat­te offen­bar auf dem Grund des Mee­res zur Insel getra­gen hat­ten und dort nun ihre Suche nach Men­schen began­nen. Wir war­te­ten noch ab, bis sie ihre Suche wie­der erfolg­los abbra­chen. Sie nah­men die Stein­plat­te und tru­gen sie ins Meer hin­ein. Wahr­schein­lich um zu Fuß auf dem Grund des Mee­res der „Wel­len­schlag“ zu folgen.

Allein der Gedan­ke ist gera­de­zu grotesk.

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