29

Mrz

by JollyOrc


Die See hält vie­le Legen­den und Geschich­ten bereit. In den Schän­ken der Hafen­städ­te erzäh­len bär­bei­ßi­ge See­leu­te von Fischen, so groß wie ein Haus, von gefähr­li­chen Hai­en und rie­si­gen Kra­ken, von Unwet­tern und wan­dern­den Rif­fen. Und manch­mal, wenn die Män­ner betrun­ken und ver­ängs­tigt sind, dann spre­chen sie von den Ver­fluch­ten Or-Koris, den Meerjungfrauen.

Auch wenn kaum ein See­mann von sich behaup­ten kann, je eine gese­hen zu haben: Jeder, der Or-Koris Reich befährt, glaubt fest an ihre Exis­tenz. Es heisst, sie sei­en die wie­der­ge­bo­re­nen See­len tal­ori­scher See­he­xen, auf ewig dazu ver­dammt in der Zwi­schen­zo­ne von Luft und Was­ser zu leben. Ihr Kör­per muss stets feucht gehal­ten wer­den, ihr Fisch­schwanz ver­bie­tet es ihnen sich an Land fort­zu­be­we­gen — und doch müs­sen sie Luft atmen und frie­ren in kal­tem Wasser.

Es ver­wun­dert nicht, dass sol­che Geschöp­fe von ste­ter Wut auf ihr Schick­sal erfüllt sind, und jeder See­mann fürch­tet eine Begeg­nung mit ihnen: Man sagt, dass dem­je­ni­gen der eine Meer­jung­frau erblickt oder gar ihr Weh­kla­gen hört ein schlim­mes Schick­sal erei­len wird…

(für die Unter­ma­lung: The Decem­be­rists — „The Mariner’s Reven­ge Song“)

Vor eini­gen Jah­ren hat­te ich den Ser­ver abge­schal­tet, aber er ist wie­der online: Cata­ra als Never­win­ter Nights Per­sistant World.

Was bedeu­tet das?

Never­win­ter Nights ist ein altes Com­pu­ter­rol­len­spiel von Bio­wa­re, des­sen Beson­der­heit der sehr aus­ge­feil­te Mul­ti­play­er­mo­dus war. Ins­be­son­de­re konn­te man dort mit­tels Edi­tor ganz eige­ne Wel­ten erschaf­fen. Als Bon­bon gibt es einen eige­nen Spiel­lei­ter­cli­ent, der dem Spiel­lei­ter fast schon Pen&Paper-ähnliche Mög­lich­kei­ten gibt. Da dem Spiel das Regel­werk von D&D 3.0 zugrun­de­liegt, fin­den sich Rol­len­spie­ler qua­si sofort hei­misch. Durch die NWNx2 Erwei­te­rung wur­de das Spiel mit einer MyS­QL-Daten­bank ver­hei­ra­tet, so daß die Welt sehr dyna­misch und gleich­zei­tig eben per­sis­tent wer­den konnte.

Im End­ef­fekt erhält man mit Never­win­ter Nights eine zugäng­li­ches und gra­fi­sches MUD/MUSH System.

Cata­ra ist kein gro­ßer Ser­ver, aber dafür mit viel Lie­be zusam­men­ge­baut. Es gibt eige­ne D&D‑Klassen, vie­le klei­ne und grö­ße­re Ques­ten und immer­hin eine Hand­voll enga­gier­te Spie­ler. Wenn ich Zeit habe, log­ge ich mich als Spiel­lei­ter ein und mache die Welt noch ein wenig spannender :).

Wer es aus­pro­bie­ren möch­te, aber kein Never­win­ter Nights hat, für unter 4 Euro gibt es das Spiel mit den bei­den Erwei­te­run­gen bei Ama­zon. Das ist es schon als Solo-Spiel mehr als wert :).

5

Okt

by JollyOrc

Tarek las den Brief wäh­rend des Abend­essens. Der Umschlag war spe­ckig, er war sicher­lich durch vie­le Hän­de gegan­gen. Das Datum auf dem Brief zeig­te, daß sei­ne Rei­se von Königs­ha­fen im Süden bis hier­her nach Ossum fast ein hal­bes Jahr gedau­ert hat.

Nach­denk­lich kratz­te er sich das stop­pe­li­ge Kinn. Jakob von Faust hat­te sich damals vor ihn gewor­fen, den Magie­blitz eines Hexers für ihn abge­fan­gen. Ob es ihm gefiel oder nicht,  der war sei­nem ehe­ma­li­gen Haupt­mann etwas schul­dig. Und war es nicht eh Zeit Ossum zu verlassen?

Heh, schaut mal wer uns schreibt!“

Wei­ter­le­sen

26

Mai

by Carsten

König Gerrits Sommersitz

König Ger­rits Sommersitz

König Ger­rit von Catar hat­te vor weni­gen Jah­ren sein 60stes Thron­ju­bi­lä­um gefei­ert und sah mit Mit­te 80 immer noch aus wie ein Mitt­vier­zi­ger und hat­te auch den ent­spre­chen­den Élan. Er regier­te sein Reich, Cata­ra, gütig, wei­se, und mit der Unter­stüt­zung des Vol­kes. Ein jeder Bür­ger, egal ob er Mensch, Ork oder ein Ver­tre­ter einer ande­ren Ras­se war, konn­te nur ein­ge­ste­hen, dass die Herr­schaft Ger­rits wahr­haf­tig ein Gol­de­nes Zeit­al­ter war. Seit drei Gene­ra­tio­nen hat­te es kei­nen Krieg gege­ben und das Land pro­spe­rier­te. Ger­rit hat­te den Unte­ren und den Obe­ren Rat ein­ge­rich­tet, und den Unte­ren Rat dem Volk zur Wahl gestellt.

Auch der Fron­dienst war abge­schafft, und vie­le Fürs­ten und Ade­li­ge spar­ten sich den Unter­halt eines gro­ßen Hee­res. Statt­des­sen sorg­ten klei­ne­re, eher zivil aus­ge­rich­te­te Wach­trup­pen in den Städ­ten und auf den Stra­ßen für Recht und Ordnung.

Ins  Reich war eine gewis­se Ruhe ein­ge­kehrt: Die Ade­li­gen führ­ten ihre Feh­den lie­ber vor Gericht, Söld­ner waren ein­fach auf Dau­er sehr kost­spie­lig. Die Kir­che des Hei­li­gen Vaters Ele­gil wach­te über die Mau­er und im Nor­den ging es auch ver­hält­nis­mä­ßig zivi­li­siert zu. Der Orden des Zwei-Gesich­ti­gen Erz­engels Jalenu hat­te alle Spu­ren von Dämo­nen inner­halb des Rei­ches aus­ge­merzt, und wann immer sich die Unter­welt öff­ne­te waren sie auch zur Stel­le. Die Haupt­auf­ga­be des Ordens war aber die Siche­rung der Mau­er im Süden Fellands.

Die sich immer mal wie­der öff­nen­den Tore zu Unter­welt konn­ten in Cata­ra selbst leicht geschlos­sen wer­den, aber die wil­den Lan­de des Südens gab es kei­ne einen­de Kraft, wel­che sol­che Zie­le ver­folg­te. Die Kir­che betrieb eif­ri­ge Ver­su­che die Bar­ba­ren zu mis­sio­nie­ren. Den­noch gab es eini­ge Land­stri­che in denen Unto­te Aus­ge­bur­ten der Unter­welt einen Pakt mit den Men­schen geschlos­sen hat­ten. Teil­wei­se agier­ten die Unto­ten dort sogar unan­ge­foch­ten als Herr­scher. Gerüch­ten zufol­ge, gab es weit im Süden einen Herr­scher, der ange­fan­gen hat­te die Stäm­me zu einen und die Gefahr der Unto­ten zu kon­trol­lie­ren. Aber wie es wirk­lich dar­um stand, das wuss­te niemand.

In Cata­ra schick­te der Hei­li­ge Vater in Not­fäl­len sei­ne Erz­engel sogar direkt, um sich der Pro­ble­me anzu­neh­men. Der Han­del mit den Zwer­gen war zwar sehr stark zurück­ge­gan­gen, aber mit die­sen Göt­zen­an­be­tern, die Feu­er und Eis hul­dig­ten, woll­te man auch nicht viel zu tun haben. Das die Dra­gos ihrem Dra­chen hul­dig­ten, war zwar auch etwas suspekt, aber dafür brach­ten ihre Schif­fe, genau wie die der Elfen, jede Men­ge Waren und Reich­tum in das Land. Es war auch fast 60 Jah­re her, dass ein paar Hel­den, die den Gro­ßen Hel­den des Krie­ges nach­ei­fer­ten, die Feli­dae zurück­ge­bracht hat­ten. Irgend­ein fehl­ge­schla­ge­nes Ritu­al hat­te die Feli­dae nicht nur ver­schwin­den las­sen, son­dern auch noch das kol­lek­ti­ve Gedächt­nis an sie gelöscht.

Auch ansons­ten hat­te sich viel getan. Die Feu­er­waf­fen, wel­che im letz­ten Krieg in Mode gekom­men waren, hat­ten sich lei­der als nicht all zu zuver­läs­sig erwie­sen. Der Segen der Göt­ter lös­te offen­bar einen klei­nen aber wich­ti­gen Bestand­teil des Schwarz­pul­vers auf, was die gan­ze Geschich­te sehr ungüns­tig mach­te, denn wer woll­te schon auf den Segen und die Hei­lung des Hei­li­gen Vaters und der Erz­engel ver­zich­ten? In ande­ren Berei­chen der Magie und der Tech­nik waren aber schon Fort­schrit­te gemacht wor­den, wes­we­gen z.B. gedruck­te Flug­blät­ter in jeder Stadt für ein paar Pfen­ni­ge zu erwer­ben waren, und Catar jetzt nachts von dem sanf­ten Schein gas­be­trie­be­ner Lam­pen erhellt wurde.

Doch nichts soll­te ewig hal­ten, und wäh­rend das Leben in Cata­ra gut erschien, brau­ten sich am Hori­zont ers­te Wol­ken zusammen…