Szene III — Ein Kompass im Jagdhaus

Immer noch ver­ka­tert von dem Neu­jahrs­ball set­zen sich die Freun­de zusam­men um die guten Vor­sät­ze für das kom­men­de Jahr anzu­ge­hen. Schließ­lich treibt Amma­nas immer noch sein Unwe­sen, das Stei­ner­ne Herz ist noch in sei­ner Hand, Drakkhar hat Kel­lan­ved noch nicht den Degen ent­ris­sen und dann muss ja noch end­lich die Dechif­frie­rung von der Kult­schrift ange­fer­tigt wer­den damit man end­lich eine Waf­fe gegen Cibo­la in der Hand hat.

Wäh­rend Wigand und sei­ne Freun­de dar­über nach­den­ken (was ange­sichts zumin­dest Wigan­ds Brumm­schä­del doch recht schwie­rig scheint), stat­tet Drakkhar dem Gelehr­ten Lud­wig in der Magieraka­de­mie einen Besuch ab. Lud­wig ver­sprach­dem Dra­go ja, alles an Lite­ra­tur zu den „alten Verträgen„zusammenzusuchen.

Zu Drakkhars Ent­täu­schung fand sich aller­dings so gut wie gar nichts und sover­lässt er den Biblio­theks­trakt er nur mit der Emp­feh­lung, doch sein Anlie­gen ein­mal bei Haus Rassk vor­zu­tra­gen. Der Haus­herr hät­te ein exzel­len­te Bibliothek.

Spä­ter dann arran­giert Drakkhar ein letz­tes Tref­fen mit dem Nord­wind des Kul­tes, um die fina­len Arran­ge­ments für die Dechif­frie­rung abzu­spre­chen. Gorn­herz ist ein wenig ver­un­si­chert, als Drakkhar von einer „alten Turm­rui­ne in die sicher kei­ner hin­ein­traut“ spricht, aber letz­ten­en­des ver­traut er dem Dra­go. Drakkhar wird in den nächs­ten Tagen die Schrift­rol­le erhal­ten und soll dann an dem sel­ben Abend den Gelehr­ten mit dem Tarn­na­men „Kom­pass“ am Hin­ter­aus­gang des Kult­tem­pels abholen.

Als Drakkhar von dem Gespräch erzählt sind sich dann aber doch alle einig: Der alte Hexer­turm ist doch nicht geeignet.

Dann neh­men wir halt einen Gast­hof“ wirft Drakkhar ein, „das ist eh viel beque­mer“ — „und gefähr­li­cher.“ ent­geg­net Hurog. „So ein Gebäu­de kön­nen wir nicht ver­tei­di­gen, und auf­fal­len tun wir auch.“

Die Dis­kus­si­on wogt län­ger hin und her, bis Wigand irgend­wann das Wort „Jagd­hüt­te“ durch den Kopf geht. Noch wäh­rend sei­ne Freun­de wei­ter­dis­ku­tie­ren steht er auf und spricht mit dem Haus­die­ner des Barons. Sicher, die­ser hat so eine Jagd­hüt­te, aller­dings ist sie seit gut einem Jahr nicht mehr benutzt wor­den, und es war lan­ge kei­ner dort.

Nach­dem Wigand den Die­ner noch eine Wei­le mit ande­ren The­men von die­ser­In­for­ma­ti­on abge­lenkt hat, kann er sei­ne Gefähr­ten schnell davon überzeugen,dass die­ser Ort per­fekt für ihre Zwe­cke sei. Thas­si­lo und Thuran wer­den beauf­tragt für Pro­vi­ant zu sor­gen, Hurog küm­mert sich um etwa­ige Aus­rüs­tung und Wigand requi­riert mit der magi­schen Schrift­rol­le von Gisel­le eini­ge Pfer­de aus den Hofstallungen.

So ist dann auch alles vor­be­rei­tet, als ein Boten­jun­ge das gehei­me Schrift­stück in einer anonym ver­sie­gel­ten Kar­tu­sche übebringt. Das war das Signal auf das alle gewar­tet haben. Im Lau­fe des Tages fer­ti­gen Wigand und Drakkhar jeweils eine Abschrift des Doku­men­tes an.

Am Abend, wäh­rend der Ork Thas­si­lo und Thuran aus der Stadt führt, holen Drakkhar und Wigand den Dechif­frier­ge­lehr­ten vom Kult­tem­pel ab. Die­ser ist zuerst über die Heim­lich­keit der bei­den ver­wun­dert (schließ­lich nötigt Wigand ihm noch eine Ver­klei­dung auf), stimmt dann aber zu.

Uner­kannt und ohne Ver­fol­ger kom­men sie so aus der Stadt und quar­tie­ren sich ob der spä­ten Stun­de in einem klei­nen Gast­hof kurz vor den Toren Catars ein.

Die Nacht dort ist ohne jeg­li­che Ereig­nis­se trotz Wigan­ds heim­li­chen Aus­pro­bie­rens sei­ner ers­ten Zaubersprüche.

Auch die Rei­se wäh­rend des fol­gen­den Tages ist ohne Vor­komm­nis­se. Etwas beru­higt kom­men die Freun­de dann am Abend an einem durch eine Holz­pa­li­sa­de gesi­cher­ten Guts­hof an. Die Ein­woh­ner des Hofes sind recht wehr­haft und wohl auf­grund schlech­ter Erfah­run­gen ziem­lich vor­sich­tig. Erst als sie die Grup­pe sehen und Drakkhar mit einem gefüll­ten Geld­beu­tel winkt wer­den die Freun­de eingelassen.

Zur Sicher­heit wer­den zwar alle ange­wie­sen die eige­nen Waf­fen in dem zuge­wie­se­nen Zim­mer­trakt zu las­sen, aber da jeder die­ser Auf­for­de­rung prompt nach­kommt wer­den die Beden­ken anschei­nend fal­len­ge­las­sen und alle herz­lich zum gemein­sa­men Abend­essen eingeladen.

Als Wigand dann aber sieht, wie ein kom­plet­ter gebra­te­ner Trut­hahn inner­halb­von 5 Minu­ten extra für die Gäs­te auf dem Tisch steht wird er doch miss­trau­isch- so schnell ist doch kein so opu­len­tes Mahl zubereitet!

Schon fürch­ten alle, dass sie ver­ra­ten wor­den sind, und sie gar gleich alle­um ihr Leben kämp­fen müs­sen. Noch wäh­rend Hurog schaut ob er das Besteck als pro­vi­so­ri­sche Waf­fe ein­set­zen kann, klärt sich die Situation:

Noch eine Grup­pe Gäs­te erscheint im Guts­hof. Es han­delt sich um Ant­hang den­Ro­ten zusam­men mit sei­nen Beglei­tern, einem Halb­ling, einem Ork, einem Zwer­gen sowie einen älte­ren Magis­ter aus dem Kult. Ant­hang hat­te mit sei­nen Freun­den zusam­men den Halb­ling aus der Gewalt dalo­ri­scher Skla­ven­händ­lern befreit, und war nun auf der Rück­rei­se. Da der Halb­ling noch recht schwach auf den Füs­sen ist, hat­te Ant­hang einen Boten vor­aus­ge­schickt um über­all auf der Stre­cke einen­Schlaf­platz zu orga­ni­sie­ren. Schliess­lich ist der Onkel des befrei­ten Halb­lings­nicht nur der Finan­zier der Ret­tungs­ak­ti­on son­dern auch Catars größ­ter Händ­ler für Rauchkraut!

Folg­lich hat­te der Wirt Wigand und sei­ne Beglei­ter für Ant­hang und des­sen Grup­pe gehal­ten — kein Wun­der, glei­chen sich doch Wigand und Ant­hang wie die Brü­der die sie auch sind:

Ant­hang der Rote ist tat­säch­lich eines der vie­len Kin­der Ere­gors, wenn er auch nicht ahnt, was wirk­lich sein Erbe ist. Bei ihm haben sich die dra­chi­schen Kräf­te noch nicht gezeigt, und so denkt er, sein Vater sei ein rei­sen­der Händ­ler oder Vaga­bund gewesen.

Die Grup­pe um Ant­hang arbei­tet meis­tens als Söld­ner oder Aben­teu­rer erzählt Wigan­ds Bru­der wäh­rend des Abend­essens. So haben sie zum Bei­spiel sogar der­Ban­de um Reiß­zahn den Gar­aus gemacht. Lei­der muss­te Ant­hang nach dem Gefecht fest­stel­len, dass einer der Gefolgs­leu­te Reiß­zahns auch einer sei­ner Brü­der war- lei­der war es da schon zu spät, Ant­hang muss­te den (mit einem Helm mas­kier­ten) Mann wäh­rend des Kamp­fes töten.

Schwe­ren Her­zens, doch aus gege­be­ner Vor­sicht ent­schließt sich Wigand nicht dazu, Ant­hang in die Fami­li­en­ge­heim­nis­se ein­zu­wei­hen. Aller­dings lässt er sich die Adres­se geben unter der Ant­hang in der Stadt erreich­bar ist. Wigand ver­spricht sei­nem Bru­der, sich bei ihm zu mel­den sobald er von die­ser Rei­se zurück sei.

Am nächs­ten Mor­gen ver­ab­schie­den sich die bei­den Grup­pen von­ein­an­der und von den Leu­ten des Guts­ho­fes und machen sich in gegen­sätz­li­che Rich­tung auf.

Nach einem wei­te­ren Tages­ritt kom­men die Freun­de end­lich bei der Jagd­hüt­te des Barons an. Es han­delt sich fast schon um ein klei­nes Anwe­sen, ein­ge­frie­det von einer hohen Stein­mau­er. Im Inne­ren der Mau­er fin­den sich vier Eck­häu­ser für Stall, Latri­nen und Domes­ti­ken­häu­sern und in der Mit­te steht ein klei­ne­res Jagd­haus. Es dau­ert nur einen kur­zen Moment bis Thas­si­lo das schwe­re Tor­schloß geknackt hat, und so quar­tie­ren sich alle in dem Jagd­haus ein. Wäh­rend Thas­si­lo und Thuran die Qua­li­tät und Men­ge der Vor­rä­te sich­ten sor­gen sich Hurog und Wigand um die Ver­tei­di­gungs­mög­lich­kei­ten der Gebäu­de gegen mög­li­che Angrei­fer. Hurog ist nicht voll­ends zufrie­den zu stel­len, gibt aber zu, dass dies schon ein ver­nünf­ti­ger Ort sei.

Schlu­ßend­lich set­zen sich alle zur Ruhe und las­sen den Kom­pass sei­ne Arbeit beginnen.…

Tore und Trolle

Platsch!

Ich wünsch­te, Du wür­dest das las­sen, Sohn, und die gan­ze Sache hier­mit mehr Respekt ansehen!“

Vater, ich ver­su­che schlicht die Regeln die­ser Traum­rei­sen bes­ser zu ver­ste­hen. Und geträum­te Stei­ne in geträum­tes Was­ser zu wer­fen hilft mir dabei, mich hier zurecht­zu­fin­den. Sieh es als wis­sen­schaft­li­ches Experiment.“

Wigand setz­te sich mit sei­nem geträum­ten Kör­per auf einen geträum­ten Stein,und sah das Traum­bild sei­nes Vaters an. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er nur sah, wie er sich sei­nen Dra­chen­va­ter vor­stell­te, oder ob er sah, wie die­ser wirk­lich aus­sah, oder viel­leicht nur, wie Ere­gor sich sel­ber sah ‑ver­flixt, das war alles viel zu kom­pli­ziert, mor­gen wür­de er wie­der Kopf­schmer­zen haben!

Lass mich Dir erklä­ren, was ges­tern pas­siert ist. Das ist nicht ganz unwich­tig, zumal Du even­tu­ell schon ein­mal eines mei­ner Geschwis­ter in Rich­tung Haupt­stadt schi­cken soll­test — nur für den Fall!“

Wir hat­ten ja über die letz­ten paar Tage die­ses klei­ne Anwe­sen etwas befes­tigt. Hurog und Thas­si­lo haben sich der­weil die Umge­bung ange­se­hen — Hurog mein­te, so kön­ne man sicher­stel­len, dass wir alle Schleich­we­ge hier­her ken­nen­ler­nen würden.“

Der Bur­sche ist echt para­no­id, ich hat­te Dir ja ges­tern schon erzählt,dass er fürch­tet Ant­hang wäre umge­bracht wor­den. Zum Glück konn­test Du mir ja bestä­ti­gen, dass das Unsinn war, und Ant­hang ja noch lebt.

Den­noch scheint es jeman­den zu geben, der unse­rem Gelehr­ten ans Leder will,aber lass mich der Rei­he nach erzählen:“

Es war am drit­ten Tag, da ent­deck­ten wir Bewe­gung in den Dorfruinen.Als Drakkhar dann in Raben­form nach­se­hen flog, konn­te er ins­ge­samt sechs Söld­ner erken­nen, die am Wald­rand ihr Camp auf­ge­schla­gen hatten.

Am nächs­ten Tag kamen sie dann zu uns, zu Pfer­de. Nach der Aus­rüs­tung zu urtei­len waren es defi­ni­tiv Söld­ner: Der Anfüh­rer trug einen Plat­ten­pan­zer, zwei sei­ner Män­ner schie­nen erfah­re­ne Nah­kämp­fer zu sein, zwei waren Bogen-bzw. Arm­brust­schüt­zen, und im Hin­ter­grund stand noch ein eher schmäch­ti­ger Mann mit einer Leder­ta­sche. Wir ver­mu­te­ten einen Magi­er (er ist aber nur ein­Feld­sche­rer, wie sich spä­ter herausstellte)..“

Der Anfüh­rer mach­te uns in kur­zen Wor­ten klar, dass sie nur den Gelehr­ten woll­ten, und dass uns nichts pas­sie­ren soll­te, wür­den wir ihn aus­lie­fern. Als ob wir so fei­ge wären!“

Ich erzähl­te ihm, wohin er sich sein Ange­bot ste­cken kön­ne, und wir alle mach­ten uns auf den nun zwei­fel­los kom­men­den Angriff bereit.“

Ich bin mir ziem­lich sicher, dass kei­ner von denen mit den Feu­er­bäl­len und Gewehr­schüs­sen gerech­net hat­te. Zwar töte­ten wir kei­nen, aber ihre Pfer­de und der Hei­ler waren schon ange­sengt, und so flo­hen sie zurück zu ihremLager.“

Uns allen war klar, dass es dabei nicht blei­ben wür­de. Nach ein wenig Zure­den erklär­te sich Dein Hohe­pries­ter noch ein­mal bereit, zu dem Söld­ner­la­ger­zu flie­gen. Er konn­te sehen, dass sie Holz sam­mel­ten, und irgend­was bauten.“

Wir ande­ren blie­ben in der Zwi­schen­zeit nicht untä­tig, und bau­ten unse­re Ver­tei­di­gung aus. Sicher­lich wür­den die Halun­ken ver­su­chen uns mit Brand­pfei­len zu beschie­ßen, also wur­den auch Was­ser­ei­mer bereit­ge­stellt und die­Stroh­dä­cher nass gehalten.“

Und tat­säch­lich: Mit­ten in der Nacht hör­te Thuran, wie sich jemand andie Mau­er her­an­schlich. Hurog konn­te zwei der Ker­le vor dem Tor erken­nen, die (weit­ge­hend wir­kungs­lo­se) Brand­pfei­le auf uns schos­sen. Und plötz­lich hör­te ich hin­ter mir ein Schar­ren über die Zie­gel der Mau­er! Ich schoß einen Feu­er­ballauf den Sche­men und konn­te befrie­digt hören, wie er auf­schrie und von der Mau­er fiel!“

Du kannst Dir vor­stel­len, dass ein Feind im Anwe­sen für uns eine schlech­te Sache war. Eine hek­ti­sche Suche nach dem Mist­kerl ging sofort los, und schliess­lich fand ich ihn auf der Baum­platt­form! Ich fing gera­de an zu über­le­gen, wie ich ihn am bes­ten da her­un­ter­ho­len wür­de, da lös­te Hurog das Pro­blem auf sei­ne Weise:“

Durch sei­ne Äxte leuch­tend wie ein Neu­jahrs­baum spa­zier­te er an den­Fuss des Bau­mes und mach­te dem Söld­ner klar, dass es ihm ü‑ber-haupt kei­ne Mühe machen wür­de die­sen Baum zu fäl­len und alles Fall­obst kur­zer­hand umzu­brin­gen. So schnell hat sich uns noch nie­mand ergeben!“

Das gute an Gefan­ge­nen ist ja, dass man sie ver­hö­ren kann. Schnell beka­men wir her­aus, dass dass ein Aus­hang in Catar alle Kopf­geld­jä­ger auf­for­dert, nach uns zu suchen, und lobt gleich­zei­tig eine gan­ze cibol­a­ni­sche Mark für den Kopf des Kult­ge­lehr­ten aus. Aber nichts für uns, was ich schon fast belei­di­gend fand.“

Am nächs­ten Tag ent­deck­ten wir früh mor­gens eine Rauch­säu­le am Hori­zont. Nach eini­gem Zure­den flog Drakkhar dort vor­bei uns ent­deck­te meh­re­re Tote um einen ver­brann­ten Plan­wa­gen auf dem Weg — was immer dort pas­siert war.“

Auf jeden Fall waren wir ent­schlos­sen unse­ren Gefan­ge­nen irgend­wie zunut­zen, also reg­ten wir bei den Söld­nern Ver­hand­lun­gen an — viel­leicht wür­den­sie ja im Aus­tausch für ihren Kum­pel auf ein wei­te­res Vor­ge­hen gegen uns verzichten?“

Aber bevor es tat­säch­lich zu die­sem Aus­tausch kam kehr­te Drakkhar auf­ge­regt von einer Erkun­dung zurück: Ein Troll war im Anmarsch!“

Tat­säch­lich: Beglei­tet von zwei Ork­krie­gern kam ein Troll die Stras­se auf uns zuge­schlurft. Wir feu­er­ten Pfei­le, Bol­zen, Mus­ke­ten­ku­geln und Feu­er­bäl­le auf die Ker­le, und Drakkhar schaff­te es sogar das Mons­ter mit einem Augen­ste­cher zu blenden.“

Aber schlu­ßend­lich waren die Ker­le zu zäh, und einer nach dem ande­ren klet­ter­ten alle drei über die Mau­er (ein Glück, so bleib wenigs­tens das Tor heil…).“

Nun, ich muss Dir sagen, die­ser Flam­men­schwert­zau­ber ist ja recht ein­drucks­voll, aber es braucht eine Ewig­keit ihn her­bei­zu­ru­fen. Als ich damit end­lich fer­tig war, lag der Troll von Hurog erschla­gen am Boden, dane­ben ein­to­ter Ork, und der letz­te der Ban­de mach­te sich gera­de aus dem Staub.“

Da erst bemerk­te ich, dass Thas­si­lo schwer am Kopf blu­te­te! Anschei­nend ver­steck­te sich irgend­wo im Wald ein Scharf­schüt­ze mit einem beson­ders guten cibol­a­ni­schen Gewehr!“

Lei­der konn­ten wir den Hund weder rich­tig sehen, noch erwi­schen, und als er den ein­sa­men Ork weg­ren­nen sah, muss er wohl Muf­fen­sausen bekom­men haben. Wenigs­tens hat er nur noch einen Schuß auf mich abge­ge­ben, und war dann auch weg.“

Tja, das ist also pas­siert, aber ich den­ke, wir kom­men schon zurecht, dan­ke der Nach­fra­ge. Ich glau­be, ich schlaf mich jetzt erst­mal aus, zumin­dest bis mei­ne Wache losgeht.“

Auszug aus Drakkhars Reisetagebuch  — Winter

Es war defi­ni­tiv das let­ze Mal, dass ich mich habe über­re­den las­sen wider bes­se­res­Wis­sen mei­ne Magie ein­zu­set­zen. Ich muss wirk­lich dar­auf ach­ten, dass ich Wigand die­se wich­ti­ge Lek­ti­on mitgebe.

Man kann Gold und Sil­ber ver­pras­sen, man kann Völ­le­rei betrei­ben, man kann ein einem Becken vol­ler Dra­chen­wein baden und mei­net­we­gen Per­len in Essig auflösen,um damit den Salat zu garnieren.

Man darf aber nicht ver­schwen­de­risch mit Magie umgehen.

Fliegt doch noch­mal los.“ haben sie gesagt. „Schaue bit­te nach, ob noch mehr Geg­ner uns bedro­hen.“ fleh­ten sie mich an.

Her­aus­ge­traut haben sich sich auch nicht mehr, aus Furcht von die­sem Schüt­zen getrof­fen wer­den zu können.

Nun… auf mei­ne alten Tage wer­de ich wohl weich. Ihre Angst in den Augen und ihr fle­hen brach­te mich nun also dazu die Raben­form anzu­neh­men und nach unse­ren poten­ti­el­len Geg­nern Aus­schau zu halten.

Auf mei­nem Rund­flug ent­deck­te ich das Lager der Men­schen. Einer von ihnen war unser Gefan­ge­ner. Wie so oft ver­ste­he ich mei­ne Gefähr­ten nicht. Gefan­ge­ne… pah!

Nun gut, sie haben die Infor­ma­ti­on aus ihm her­aus­ge­quetscht, dass es ein Kopf­geld auf den Schrift­ge­lehr­ten gibt. Aber was genau soll uns die­ses Wis­sen nüt­zen? Wir wer­den die­ses kopf­geld schließ­lich kaum ein­kas­sie­ren können.

Haben sie denn nichts dazu­ge­lernt? Men­schen kann man nicht trauen.

Bereits damals in der Dimen­si­ons­ta­sche war es ein Feh­ler Gefan­ge­ne zuneh­men. Sol­che Situa­tio­nen schei­nen mei­ne Gefähr­ten aber zu vergessen.

Der über­le­ben­de Ork hat­te sich im Wald ver­steckt, ich konn­te aber sein Feu­er aus­ma­chen. Der wür­de uns so schnell kei­ne Pro­ble­me mehr berei­ten. Ein ein­sa­mer Ork auf der Flucht. Dass ich nicht lache.

Wesent­lich mehr Kopf­schmer­zen mach­te mir der Scharf­schüt­ze, der ein­deu­tig ein Cibol­a­ner sein muss­te. Nie­mand sonst ver­fügt über die­se selt­sa­men und fas­zi­nie­ren­den Waffen.

Mei­ne Befürch­tun­gen soll­ten sich wie immer bewahr­hei­ten und dank mei­ner her­aus­ra­gen­den Fähig­kei­ten konn­te ich noch sehen, wie die­ser Cibol­a­ner sei­ne Waf­fe auf mich rich­te­te. Die ein­zi­ge Chan­ce die ich sah, war hin­ter ihm zulanden.

Was ich dort bemerk­te, ließ mich ver­wun­dern. Der Cibol­a­ner war ein Halb­ling. Wahr­schein­lich hat mich der Kon­takt zu Thas­si­lo so weich in bezug auf Halb­lin­ge wer­den las­sen, obwohl Thas­si­lo mich offen­sicht­lich nicht aus­ste­hen kann. Nun­ja. Die ein­fa­chen Völ­ker reagie­ren oft mit Ableh­nung, wenn sie ihre natür­li­che Ehr­furcht vor den Dra­gos bemerken.

Wie dem auch sei. Anstatt ihm Feu­er­bäl­le um die Ohren zu schleu­dern, um ihm auf sei­nen ange­stamm­ten Platz zu mei­nen Füßen zu ver­wei­sen, wähl­te ich die Metho­de ihn mit Magie zu ver­wir­ren und zur Auf­ga­be zu bewegen.

Natür­lich schoß er auf mich und ver­letz­te mich schwer.

Nie­mals wie­der wer­de ich mei­nen Vor­teil so leicht­fer­tig auf­ge­ben. Nie wie­der Gefan­ge­ne, nie wie­der Überlebende!

Letzt­end­lich kamen Hurog und Wigand zu mei­ner Hil­fe. Wigand und ich war­fen­Feu­er­bäl­le auf die­se Aus­ge­burt Cibo­las, bis Hurog ihn letzt­end­lich mit ein­emPfeil an den Baum nagelte.

Ich ver­wan­del­te mich als in einen Raben, um die­se Waf­fen zu sichern. Hurog hat ein gro­ßes Inter­es­se an die­sen cibol­a­ni­schen Din­gen ent­wi­ckelt und effek­tiv sind die­se Din­ge ja.

Kaum hat­te ich mich in die Lüf­te erho­ben, schon gab es eine gewal­ti­ge Explo­si­on, die mich in Stü­cke riss. Hät­te das Schick­sal es nicht anders­vor­ge­se­hen, wür­de ich jetzt die­se Zei­len nicht schrei­ben und mei­ne Gefähr­ten wür­den sich wie Blut­hun­de auf mei­ne Aus­rüs­tung stürzen.

Jede­falls wach­te ich im Bett lie­gend auf. Die ande­ren berich­te­ten mir aber Fol­gen­des: Wäh­rend Hurog, Wigand und ich mit dem Cibol­a­ner beschäf­tigt waren,nutzen die­se törich­ten Men­schen ihre ver­meint­li­che Gele­gen­heit und grif­fen das  Haus an.

Thuran und Thas­si­lo rie­fen um Hil­fe, so dass Hurog zurück stürm­te, um die Men­schen zu erlegen.

Was auch immer in die­sem Haus geschah… Der Fuß­bo­den ist blu­tig und drau­ßen im Hof lie­gen abge­trenn­te Kör­per­tei­le und Res­te mensch­li­cher Lei­chen. Die Men­schen wur­den wohl aufgehalten.

Wie soll­te es aber auch anders sein, woll­te unser Gefan­ge­ner wohl aus­bre­chen und dem Kul­tis­ten ans Leder. Nun­ja. Hurog hat unse­ren Feh­ler, ihn am Leben zulas­sen, wie­der wett gemacht, so dass wir bis aufs ers­te wie­der in Sicher­heit sind.

Der Anfüh­rer der Men­schen aller­dings ist wohl entkommen.

Ich muss mich jetzt dar­auf besin­nen zu Kräf­ten zu kom­men. Hof­fent­lich erliegt unser exzen­tri­scher Hei­ler nicht wie­der sei­nem Antid­ra­go­is­mus, denn die­ses mal bin ich wohl wirk­lich auf sei­ne Hil­fe angewiesen.

Wigand: Vorsicht vor dem Hexenjäger!

Ver­dammt, ich hät­te nie gedacht, dass es so gefähr­lich sein kann, einen ein­zel­nen Schrei­ber zu bewa­chen. Was das Gesin­del alles für eine lau­si­ge cibol­a­ni­sche Mark anstellt…

Nach­dem wir den Scharf­schüt­zen, den Troll, die zurück­ge­kom­me­ne Grup­pe der ers­ten Kopf­geld­jä­ger und noch ande­res Gesochs umge­bracht oder ver­trie­ben hat­ten, konn­ten wir uns erst ein­mal sammeln.

Drakkhar hat sich wie­der ein­mal viel zu weit vor­ge­wagt, aber es ist nichts lebens­wich­ti­ges ver­lo­ren­ge­gan­gen, und Thuran hat mitt­ler­wei­le ganz schö­n­Er­fah­rung mit dem Zusam­men­fli­cken der Dragoschuppen.

Es macht mir rich­tig Angst, dass ich sogar Thas­si­los Ver­let­zun­gen lang­sam als Rou­ti­ne­an­ge­le­gen­heit anse­he — zum Glück hat der Klei­ne einen dicken Schädel.

Als der Kult­ge­lehr­te end­lich fer­tig war, prä­sen­tier­te sich das Ergeb­nis fast als Ent­täu­schung: Es han­del­te sich um einen Tage­buch­aus­zug aus den Zei­ten des­Auf­stan­des. Der Autor berich­te­te, wie ein Rebell mit einem Stab wie den uns­ri­gen in das Aller­hei­ligs­te des Kul­tes ein­drang und die­sen dort in der Mit­te des Rau­mes in den Boden rammte.

Nach einem grel­len Blitz waren alle dort anwe­sen­den Kul­tis­ten tot, und, das war das Wich­ti­ge für uns, die Altä­re geschlossen!

Laut Auf­zeich­nun­gen war von dem Stab nur ein geschmol­ze­ner Hau­fen Metall übrig, und nie­mand weiß, was mit dem Rebel­len pas­siert ist…

..nicht sehr ermu­ti­gend, aber den­noch haben wir jetzt wohl eine Waffe!

Nun galt es also einen siche­ren Rück­weg zu fin­den, denn ohne Zwei­fel haben noch längst nicht alle Schur­ken die Hoff­nung auf eine cibol­a­ni­sche Mark aufgegeben!

Drakkhar erklär­te sich nach vie­lem guten Zure­den dann doch noch ein­mal bereit, die Gegend aus der Luft zu erkun­den, wäh­rend wir die Gegend von unse­ren­Aus­gucks­pos­ten überwachten.

Das Ergeb­nis gefiel kei­nen von uns wirk­lich: Süd­lich, auf der Stra­ße in unse­re Rich­tung traf Drakkhar auf einen Hexen­jä­ger mit einem knap­pen Dut­zend Män­nern im Gefol­ge. Und auf hal­ben Wege zwi­schen dem und uns: Einen toten Ork­mit einem Gift­pfeil im Rücken — iden­tisch mit den Pfei­len die der Jäger­be­nutz­te um auf uns zu schießen!

Ich weiss nicht was den Mist­kerl dazu ver­an­lasst hat uns aus dem Süden bis hier­her zu ver­fol­gen, wahr­schein­lich irgend so eine Ehren­ge­schich­te. Fakt war,dass es zu gefähr­lich war, ihn unbe­ach­tet hier her­um­strei­chen zu lassen.

Nach län­ge­rer Dis­kus­si­on mach­ten wir uns am nächs­ten Tag also sel­ber auf die Jagd! Thas­si­lo hat­te ein Wald­ge­biet aus­ge­macht in dem sich nicht ein Vogel­se­hen liess. Wir alle waren uns ziem­lich sicher, dass das nur bedeu­ten konnte,daß genau dort der Hyp­po­greif hau­sen müss­te. Und wo das Reit­tier ist, kann der­Rei­ter nicht weit weg sein.

Vor­sich­tig schli­chen wir uns an. Ich blieb zur Sicher­heit etwas wei­ter hin­ten, da Drakkhar mir immer noch etwas wacke­lig auf den Bei­nen schien. (Um ihm die Sache nicht zu pein­lich zu machen, sag­te ich allen, dass Thas­si­lo mich wegen mei­nes Lärms nach hin­tern geschickt hatte.)

Als Thas­si­lo uns nach einer Stun­de Suchens schrei­end ent­ge­gen­kam war mirk­lar, dass wir zumin­dest den Hyp­po­greif gefun­den hat­ten. Es gelang mir Thas­si­lo auf­zu­hal­ten, so dass er nicht kopf­los durch den Wald wei­ter­rann­te. Wäh­rend Drakkhar noch beru­hi­gend auf ihn ein­sprach beeil­te ich mich, um so schnell wie­mög­lich Hurog und Thuran zur Hil­fe zu eilen.

Doch ich kam zu spät (Es ist ein böses Gerücht, dass ich beim Anblick des leben­den Mons­ters schrei­end weg­ge­lau­fen bin): Thuran hat­te dem Biest mit einem ein­zi­gen Schlag den Flü­gel abge­schla­gen — selbst so ein Mons­ter ver­kraf­tet das nicht.

Hurog war schon wei­ter gerannt, und Thuran ges­ti­ku­lier­te in eine Rich­tung: „Der Jäger ist irgend­wo da, und schiesst mit Giftpfeilen“.

Und wie: Besorgt muss­te ich mit anse­hen, wie Hurog wie tot im hohen Grass­lag, nie­der­ge­streckt von wer weiss was für einem heim­tü­cki­schen Gift.

Zum Glück rap­pel­te er sich schon wie­der auf, noch bevor ich bei ihm ankam ‑ich habe noch nie so einen zähen Bur­schen wie Hurog gesehen…

…anders als Drakkhar. Zwar gelang es ihm den Jäger mit einen Wind­stoss zu Boden zu wer­fen, doch kurz danach wur­de auch er von Gift­pfei­len getrof­fen. Mit einem schon fast erge­be­nen Seuf­zer mach­te Thuran sich dar­an, ihn wiederzusammenzuflicken..

Natür­lich war unser Ork dann auch vor mir beim Jäger — naja, fast. Zeit­gleich kamen zwei mei­ner Feu­er­bäl­le an. Der fol­gen­de Kampf war kurz — und ende­te damit, dass der Jäger wohl schwer ver­letzt das Wei­te such­te. Hurog gelang es noch, zwei Pfei­le abzu­schies­sen, aber lei­der konn­ten die­se den Mist­kerl nicht aufhalten.

Aber ein Erfolg blieb uns: Ohne Reit­tier, ver­letzt und ohne einen guten Teil sei­ner Aus­rüs­tung stell­te der Jäger kei­ne direk­te Gefahr mehr dar. Ein­ho­len konn­ten wir ihn eh nicht, so elben­gleich und schnell rann­te er durch den Wald.

Also pack­ten wir unse­re Sachen und mach­ten uns end­lich auf nach Hau­se, nach Catar.

Lei­der hat­ten wir in all der Auf­re­gung die Zeit ver­ges­sen, und der star­ke Win­ter­ein­bruch tat sein übri­ges: Wir konn­ten es unmög­lich vor Anbruch der Nacht zum nächs­ten Gast­hof schaf­fen. Es blieb uns nichts ande­res übrig, als an der Stra­ße zu campieren.

Es geschah dann wäh­rend Hurogs Rache: Der Hexen­jä­ger war gar nicht wei­ter­ge­zo­gen, son­der hat­te uns mit sei­nen Man­nen ein­ge­kreist. Wir hat­ten über­haupt kei­ne Chan­ce zur Gegen­wehr, und wur­den vor die Wahl gestellt: Einen fast chan­cen­lo­sen Kampf, die Aus­lie­fe­rung des Kult­ge­lehr­ten oder die Zah­lung­von ein­tau­send­fünf­hun­dert D…

Drakkhar pro­tes­tier­te natür­lich pro for­ma, aber schlu­ßend­lich hat­ten wir kei­ne Wahl: Die Wege­la­ge­rer wur­den ent­lohnt und zogen ihres Weges…