Frühsommer, Jahr 258 des Lichtes, im Gorneck in Gornemünde
Das Meer, es ruft mich. Or-Koris hat ein Rätsel für uns bereitgestellt und ich habe ihm die Seelen gebracht. Aber ich greife voraus. Wir sind jetzt schon einige Zeit auf diesem elbischen Geisterschiff. Ich habe zu Or-Koris gebetet, und habe erkannt, dass es meine Aufgabe ist, alle ruhelosen Leiber, die auf dem Meer, aber nicht im Meer gestorben sind, diesem zuzuführen. Der Admiral war, wie es sich für einen Anführer gehört, der erste, und die anderen werden folgen. Mit dumpfem Platschen fallen die Knochen über Bord und verschwinden im Meer, in Or-Koris Armen…
Wir haben noch mehr zu erkunden. Eine Kammer im Schiffsrumpf, seltsam verkleidete Wände — keiner von uns traut sich so richtig, dies zu untersuchen. Motten! wir haben Motten aufgescheucht — und zwar Hexermotten — was auch immer das bedeutet? Sind diese die Quelle der Untoten? Wir haben Feuer gelegt in ihrem Nest, nachdem ein paar an uns vorbei, hinaus in die Welt geflogen sind. Unsere Zeit das Schiff zu erforschen wird damit knapp. Weiterlesen
Jonas stöhnte leise. Das gebrochene Bein schmerzte unheimlich, dennoch kam er langsam wieder zu Bewusstsein. Zu seinem Erstaunen fand er sich gar nicht mehr auf der Kronprinz Darin wieder, sondern auf einer kleinen Schaluppe. Über sich sah er nur die Bordwand des früheren Stolz der Gornemünder Marine, zu seiner rechten das offene Süßwassermeer.
Nur weg von diesem Schreckensschiff, dachte er sich, als er hastig die Seile mit seinem Messer durchtrennte…
Frühsommer, Jahr 258 des Lichtes, an Bord der Schaumkrone
Das Meer hat keine Moral. Das Meer gibt und das Meer nimmt, wie es ihm gefällt. Or-Koris ist das Meer. Was hast du uns hier gegeben, Or-Koris? Ist es eine Strafe für eine dekadente Stadt, die dem Meer nicht genug Respekt entgegengebracht hat? Oder hat sich etwas durch Dein Reich bewegt, Herr, das so wiedernatürlich ist, dass Du es von dir gestoßen und ausgespuckt hast? Vielleicht hast Du Dein Auge abgewandt von diesem Flecken Wasser? Ich vermag es nicht zu beurteilen… Weiterlesen
18
Jan
Musikuntermalung für das Intro:
Die Glocken des Elegil-Doms läuten Trauer. Der Erzengel Drekon muss in tiefster Trauer weinen.
Ansonsten liegt eine bleierne Stille über Gornemünde. Alle Märkte sind geschlossen, und aus dem Kaufmannsviertel hört man nur das Knirschen von zerfallenden Häusern. Gelegentlich treibt der Wind noch das Stöhnen vereinzelter Überlebender über das Wasser. Die hastig rekrutierten Miliztruppen patroullieren unruhig entlang der Uferpromenaden, ängstlich auf das Wasser schauend.
Ein Schatten hat sich über die einst so stolze Stadt der sieben Magier gelegt. Und wer weiß, ob er je wieder getilgt werden kann. Doch es gibt Hoffnung — einige Flüchtlinge erzählen, wie sie in letzter Sekunde von mutigen Männern aus den Klauen der Untoten befreit wurden. Und man schwört sich Rache, Rache an dem, der dieses Schicksal über die Stadt hat hereinbrechen lassen…
Endlich wieder an Land!
Auf den Schiffen der Menschen ist man schon sehr gefangen. Sie sind klein und beengt. Es ist schon nicht wieder erstaunlich, dass die Händlerabenteurer der Elben das Meer mit riesigen Schiffen bereisen, auf denen sich kleine Haine anpflanzen lassen und wo sich Elben auch bewegen können. Natürlich wäre so ein Schiff allerdings überdimensioniert für einen Küstenschiffer und hatten wir die letzten Tage eben auf einem kleinen Menschenschiff verbracht. Weiterlesen