Szene IV: Eine harmlose Mission

Die Grup­pe beschloß, sich der Auf­ga­be auf See zu stel­len, man hat­te ja sonst­nichts Drin­gen­des vor und die 500 d an Sold stan­den jedem gut zu Gesicht

Die Schiffs­rei­se:

Raue See, ein Elben­schiff mit elb­i­schen Händ­ler­aben­teu­rer, ein wil­der Sturm­denn wir den Göt­tern sei Dank unbe­scha­det über­ste­hen. Es geht nach Myran­dia. Anun­ter­see­ische Rui­nen Rif­fen und Untie­fen vor­bei. Thas­si­lo und Wigan­dbe­schäf­ti­gen sich mit ihren Gaunereien …

Das Schiff nimmt eine eher unge­wöhn­li­che Rou­te und weicht ande­ren Schif­fen­aus. Ist das rei­ne Vor­sicht oder haben sie etwas zu ver­ber­gen? Immer­hin hat man­die Hel­den zu still­schwei­gen ver­pflich­tet. Richard war jedoch so schlau die­Zu­sa­ge den Auf­trag­ge­ber (ja, dem Dra­go-Bot­schaf­ter) abzu­rin­gen, dass es nichts­ge­gen Cata­ras Inter­es­sen ist.

Am Ziel der Reise:

Der Kapi­tän ver­lässt allei­ne das Schiff und ver­han­delt mit dem Emp­fän­ger der­Bau­ma­te­ria­li­en. Er erhan­delt uns eine/mehrere Nacht/Nächte auf fes­ten Grund.

Ein Plan des Dra­go­bot­schaf­ters, damit wir etwas sehen, was er eigent­lich­nie­man­den sagen darf? Damit wir unauf­fäl­lig Infor­ma­tio­nen sam­meln kön­nen, die­uns viel­leicht spä­ter noch nütz­lich sei­nen kön­nen. Infor­ma­tio­nen die eigent­lichk­ei­ner haben soll? Wie gezielt hat uns der Bot­schaf­ter aus­ge­wählt? Oder war erein­fach nur so töricht eine Magier­pries­ter in Roben mit­zu­sen­den? Und er weiß­doch, dass wir alle im Diens­ten des Königs ste­hen, oder zumin­dest hoff­ten­wie­der zu ste­hen, wenn die Rei­se beginnt. Zu spät jetzt dar­über nachzudenken,denn die Ereig­nis­se über­schla­gen sich.

Auf der Insel sind ein Turm und eine Mau­er, die wohl gera­de erneu­ert wird.Ein Lager wird befes­tigt. Und dafür sind wohl auch die Bau­ma­te­ria­li­en. Wir­be­tre­ten die Insel und wan­dern über eine freie Flä­che, wo schon eine Zelt fürun­se­re Nacht­ru­he vor­be­rei­tet ist, hin­auf zum Turm.

Richard wirft zum Ärger der Insu­la­ner einen Blick über die gan­ze Insel. Als­Ad­li­ger von Cata­ra braucht er sich in Cata­ra ja auch von „Gemei­nen­Volk“ kei­ne komi­schen Vor­schrif­ten machen las­sen. Drakkhar und Hurog­wan­dern auf ein Wort etwas dich­ter wie­der ans Was­ser zurück, wäh­rend Richard,Thassilo und Wigand die Reak­ti­on der Insu­la­ner abwar­ten. Wigand über­nimmt das­Re­den und ver­sucht sich für das Ver­hal­ten von Richard zu ent­schul­di­gen, um uns­so die Nacht auf der Insel zu ermög­li­chen. Doch was soll das brin­gen? Jetztsind die Insu­la­ner ver­är­gert und wer­den uns genau im Auge behal­ten. Kei­ner von ihnen­wird jetzt etwas Unbe­dach­tes sagen, oder nach­läs­sig sein auf sei­ner Wache…

Eine Insel

Was war das Geheim­nis die­ser Insel? Irgend­et­was war hier doch faul. War­um­wa­ren hier, mit­ten im Nichts so vie­le Arbei­ter damit beschäf­tigt, eine maro­de­Ver­tei­di­gungs­an­la­ge aus­zu­bes­sern. War­um gab es so vie­le Wachen. Und die­Ar­bei­ter selbst schie­nen auch eine Art mili­tä­ri­sche Aus­bil­dung genos­sen zuhaben.

Was auch immer hier vor sich ging… mit dem Wis­sen um die dro­hen­den­Ge­fah­ren aus Cibo­la und der frü­he­ren Erfah­rung mit dem magi­schen Tor, galt esdie Zwei­fel aus­zu­räu­men, dass von die­ser Insel zukünf­tig eine Gefahr ausgehenkönnte.

Die Hel­den ent­schlos­sen sich, der Sache auf den Grund zu gehen. Da lei­der­die sub­ti­len, diplo­ma­ti­schen Wege durch unbe­dach­te Zau­be­rei­en eini­ger­Grup­pen­mit­glie­der außer Fra­ge stan­den, blieb der Grup­pe nichts übrig als sichim Schut­ze der Nacht in das Lager zu schlei­chen, um nach Hin­wei­sen für einedro­hen­de Gefahr zu suchen.

Thas­si­lo, der sich vor­ge­nom­men kein Feig­ling mehr zu sein, schlich in das­La­ger uns kund­schaf­te­te es aus. Was er dort fand, erstaun­te ihn zutiefst… erentdeckte.…

…nichts! Ledig­lich einen alter Brun­nen­schacht und ein Steinbruch.

Als letz­te Mög­lich­keit viel­leicht doch noch Infor­ma­tio­nen zu erlan­gen, blie­bei­gent­lich nur das Zelt des Lager­kom­man­dan­ten, aber dort ein­zu­bre­chen trau­te­sich Thas­si­lo dann doch nicht.

Unverich­te­ter Din­ge kehr­te Thas­si­lo also zu den ande­ren Hel­den zurück, umih­nen zu berich­ten, dass es hier eigent­lich nichts Ver­däch­ti­ges gab.

Ledig­lich der Brun­nen­schacht hin­ter­ließ den Hel­den ein ungu­tes Gefühl. Wares viel­leicht der­sel­be Schacht, von dem aus sie damals die Cibol­a­ner beobachtethatten?

Um sich ent­gül­tig zu ver­ge­wis­sern, dass es hier nichts Schlim­mes gab,entschlossen sich die Hel­den in der fol­gen­den Nacht ein wei­te­res Mal in das­La­ger ein­zu­drin­gen, um die­sen Brun­nen­schacht zu überprüfen.

In der Nacht schli­chen sich also Thas­si­lo, Wigand und Drakkhar zum Schacht­und schei­ter­ten dar­an, ihn laut­los zu öff­nen. Aber glück­li­cher­wei­se wuss­teD­rakkhar einen Zau­ber, mit dem man in den Schacht bli­cken konn­te ohne den­De­ckel öff­nen zu müssen.

Miten im Zau­ber schrie Wigand auf ein­mal auf:„Schnell weg!“ Ohne­groß auf­zu­bli­cken rann­ten die Hel­den los.

Auf ein­mal waren dort Sol­da­ten und … viel schlim­mer… Magiere.…Plötzlich sahen sich die Hel­den auf der Flucht. Um sie her­um knall­te und pfif­fes. Die Sol­da­ten schie­nen alle Erd­ma­gie­re zu sein, die mit Zau­ber­stä­ben auf die­Hel­den schossen.

Wigand wur­de mehr­fach stark getrof­fen, so dass es an ein Wun­der der Göt­ter­grenz­te, dass er über­haupt noch lau­fen konnte.

Hurog und Richard wur­den in ihrem Zelt von den Magie­ren über­rascht, doch­weil die Göt­ter es wohl so woll­ten, gelang es den bei­den mit­samt ihres Zel­tes­z­um Abhang zu lau­fen und dort, unter Feu­er die­ser wohl cibol­a­ni­schen Hexer zustür­zen und bis zum Strand her­un­ter zu pur­zeln. Unten ange­kom­men befrei­te Hurog­sich aus dem Zelt und ließ ein Boot zu Was­ser… Er rief:„Richard… nun­komm end­lich!“ doch Richard rühr­te sich nicht.

Nun hat­te Hurog die Wahl… soll­te er sich gefan­gen­neh­men las­sen, oder­soll­te er jetzt ins Boot sprin­gen, so dass zumin­dest die Chan­ce bestand, die­zu­rück­ge­blie­be­nen irgend­wann zu ret­ten? Hurog sprang also ins Boot und ruderte,was sei­ne Arme her­ga­ben. Er muss­te Richard zurücklassen.

Wäh­rend­des­sen hetz­ten Drakkhar und der schwer ver­wun­de­te Wigand wie­auf­ge­scheuch­tes Vieh durch den Wald. Panisch, ange­sichts der gro­ßen Men­ge­ci­bol­a­ni­scher Hexer ver­lo­ren sie sich zudem auch noch, konn­ten aber … der­Göt­ter sei dank … ein­an­der wiederfinden.

Das Glück ver­ließ die bei­den aller­dings sofort wie­der, denn kaum auf derand­e­ren Sei­te des Wal­des ange­kom­men, stell­ten sie fest, dass die Insel dort­be­reits zu Ende war. Gab es also kei­nen Aus­weg mehr? Und was war mit den ander­en­ge­sche­hen? Wo war Thas­si­lo? Uns wel­ches Schick­sal mag Richard und Hurog ereilt­ha­ben? Wür­de man den Cap­tain der „Dra­chen­schwin­ge“ war­nen können?

Aber das wich­tigs­te zuerst… wie wür­den sie von die­ser Insel her­un­ter­kom­men, um den Fän­gen der Cibol­a­ner zu entkommen?

Dank der magi­schen Fähig­kei­ten des Dra­gos, konn­ten sie in der Fer­ne Hurog inei­nem Ruder­boot ent­de­cken… mit einer magi­schen Bot­schaft konn­ten sie ihn­ru­fen, so dass er umdre­hen, und sie noch mit­neh­men konnte…

Wür­den die Hel­den Richard und Thas­si­lo jemals wie­der sehen?

Konn­te Thas­si­lo sich verstecken?

Ist Richard in Gefan­gen­schaft gera­ten und wür­den die Cibol­a­ner ihn aus­lö­se­no­der ein­fach aufknüpfen?

Wie dem auch sei… sie muss­ten erst­ein­mal weg um spä­ter mit einem Plan wiederzurückzukehren…

Vorm Spiegel

Grum­melnd rücke ich den Rasier­spie­gel zurecht.„Mehrere Mona­te kein Rasier­mes­ser in die Hän­de bekom­men… hof­fent­lich­weiss ich noch wie das geht!“.

Vor­sich­tig set­ze ich die Klin­ge an, und­be­gin­ne den mitt­ler­wei­le beträcht­li­chen Bart abzu­scha­ben. Wäh­rend­des­sen lass­eich die Gescheh­nis­se auf Myran­dia noch ein­mal Revue passieren:

Im Nach­hin­ein war es wohl ein Feh­ler, unbe­dingt wie­der zurück auf die­sever­fluch­te Insel zu wol­len. Mir hät­te klar sein müs­sen, dass mein gross­erBru­der auf sich selbst auf­pas­sen kann.

Aber ich war ver­wun­det, kalt, und die stin­ken­de Pest steck­te mir wohl scho­nin den Kno­chen. Drakkhar und Hurog woll­ten eigent­lich ein­fach nur weg, aber ich­setz­te mei­nen Stur­kopf durch. Es dau­er­te eine Wei­le, aber am Ende setz­ten die­bei­den mich ein wenig abseits des Insel­strands ab. Dank eines Zau­bers vonD­rakkhar lief ich geduckt über das Was­ser, bis ich end­lich sichern Boden unter­den Füs­sen hatte.

Die bei­den hat­ten mich gewarnt: Immer noch waren Patroul­li­en der Cibol­an­er­un­ter­wegs. Also schlich ich so vor­sich­tig wie mög­lich durch das Unter­holz, dem­Stütz­punkt entgegen.

Die Wan­gen sind end­lich frei von Gestrüpp. Nur­noch mein Kinn und die Mund­par­tie sind von einem wil­den roten Bart umwu­chert. „Gestutzt­könn­te er recht ver­we­gen aus­se­hen“ den­ke ich mir. Bedäch­tig fan­ge ich anden Bart in Form zu schneiden.

Als ich end­lich an dem Stütz­punkt ankam, sah ich dut­zen­de Män­ner dort­um­her­pa­troul­lie­ren. Ins Unter­holz geduckt ging mir end­lich die ganz Pro­ble­ma­tik­mei­nes Unter­fan­gens auf: „Wie soll­te ich einen Halb­ling Dieb fin­den, der­gar nicht gefun­den wer­den will?“

Aber so schnell woll­te ich nicht auf­ge­ben. Nach­dem ich mir die Rou­ten der­ver­schie­de­nen Patroul­li­en ein­ge­prägt hat­te, schlich ich näher an das Lager,immer auf der Suche nach Hin­wei­sen auf Thas­si­lo. Lei­der mach­ten mir dieDun­kel­heit und mein geschwäch­ter Zustand ein Strich durch die Rech­nung. Ich­fand nicht die kleins­te Spur von mei­nem Bru­der, und als ich dann das Lager­um­run­den woll­te, wur­de ich auch noch auf Höhe der Steil­küs­te entdeckt!

Geis­tes­ge­gen­wär­tig warf ich mich über die Klip­pe, und klam­mer­te mich an die­Fel­sen. Mei­ne Posi­ti­on war denk­bar unbe­quem, und ein über­hän­gen­der Fel­sen­ver­sperr­te mir den Weg zurück. Glück im Unglück: Der glei­che Fel­sen ver­sperr­teauch der Wache den Blick auf mich, so dass sie wie­der abzogen.

So hing ich also an der Steil­küs­te. Fürs ers­te sicher, aber ohne einener­kenn­ba­ren Weg zurück. Vor­sich­tig tas­te­te ich mich an der Klip­pe entlang.Irgendwo muss­te es doch wie­der nach oben gehen. Mei­ne Hand ertas­te­te einen­schein­bar siche­ren Griff, ich ver­la­ger­te mein Gewicht, und stell­te mit­er­schre­cken fest, dass der siche­re Griff nur ein loser Stein war! Ich stürztein die dunk­le Tiefe…

Ich mer­ke wie mei­ne Hand bei der Erin­ne­rung dar­an­zit­tert. Has­tig lege ich das Rasier­mes­ser zur Sei­te, bevor ich mich noch­schnei­de. Mein Atem geht schnel­ler, und ich muss mich auf das Becken stützen.Unwillkürlich grei­fe ich zu dem Flach­mann mit dem Zwergenschnaps.

..ich weiss nicht wie lan­ge ich bewusst­los und nass auf den Klip­pen lag. Mir­ta­ten alle Kno­chen weh, mein gan­zer Kör­per zit­ter­te vor Käl­te. Has­tig brach­teich mich in Sicher­heit. Irgend­wo im Wald ent­zün­de­te ich, inzwi­schen kräf­tig­hus­tend und über­all zit­ternd, ein wär­men­des Feu­er. Voll­kom­men über­mü­det mus­sich dann ein­ge­nickt sein. Das nächs­te was ich mit­be­kam war ein kur­zer Stoss inden Rücken, mit der Auf­for­de­rung mich bloss nicht zu bewegen.

Das Zit­tern lässt lang­sam nach. Ich neh­me das­Mes­ser wie­der in die Hand, und fah­re mit dem Stut­zen der roten Bart­haa­re fort.

Die Cibol­a­ner sperr­ten mich in den wie­der­auf­ge­bau­ten Turm, und las­sen mich­fürs ers­te in Ruhe. Wenigs­tens brann­te ein klei­nes Feu­er in der Mit­te, so das­sich mich wei­ter auf­wär­men konn­te. Mir fiel da schon auf, dass der Turm nur nach­aussen hin gemau­ert war. Der Teil der zum Fes­tungs­in­ne­ren zeig­te bestand nur­aus Holz­plan­ken. Aber hus­tend und schie­fend wie ich dasass inter­es­sier­te mich­das zu dem Zeit­punkt herz­lich wenig.

Am nächs­ten Tag öff­ne­te sich end­lich die Tür, und ein Magi­er trat herein.Ohne sei­nen Namen zu nen­nen fing er an mich aus­zu­fra­gen. Woher ich kom­me, wasich mit die­sem von Bir­ken­au zu schaf­fen hät­te, Was ich geplant habe. Ereröff­ne­te mir dass Richard tot sei, ohne aber irgend­ei­nen Beweis zu liefern.Aber er stell­te auch selt­sa­me Fra­gen: Ob es rich­tig sei, dass ich mei­nen Vater­nicht ken­ne. Ob ich ein Geschick mit den Frau­en hät­te. Und ob mir das Glü­ckim­mer hold sei.

Auf­ge­schreckt, und auch neu­gie­rig gewor­den ver­such­te ich mehr­her­aus­zu­fin­den. Der Magi­er ver­riet mir schliess­lich dass sein Meis­ter, ein Mann­na­mens Kel­len­wet, eine Ahnung hät­te wer ich sei, und daher auch mei­nen Vater­ken­nen wür­de. Mei­nen Vater, der Mann der Tan­ja zu den Hexern geschickt hatte!

Wenn ich mich den Cibol­a­nern anschlies­sen wür­de, wür­de ich alles erfahren.Ich könn­te end­lich das Rät­sel mei­ner Her­kunft lösen! Aber ich müss­te wohl auch­Tan­ja und Thas­si­lo im Stich lassen…

Der Mann liess mich mit mei­nen Gedan­ken allein, und sperr­te die Tür wie­der­hin­ter sich zu.

Der Bart ist jetzt gestutzt, aber ich bin mit­mei­nem Aus­se­hen über­haupt nicht zufrie­den. Zumin­dest das Kinn muss frei sein.Entschlossen füh­re ich das Rasier­mes­ser empor.

Drakkhar und Hurog ging es in der Zwi­schen­zeit nicht viel bes­ser: Der jun­ge­Ork hat­te sich bei sei­ner über­has­te­ten Flucht durch die Bran­dung ver­kühlt, und­be­gann lang­sam die Zei­chen der stin­ken­den Pest zu ent­wi­ckeln. Drakkhar konn­te­deut­lich rie­chen dass Hurog für die nächs­te Zeit erst ein­mal wie­der gesund­wer­den müsste.

Bei­de mach­ten sich aber Sor­gen über mei­nen Ver­bleib. Eigent­lich hät­te ich schon­längst wie­der zurück sein müs­sen, oder wenigs­tens ein Zei­chen gege­ben haben.Ich fra­ge mich bis heu­te, wie­so der sonst so ego­zen­tri­sche Dra­go auf die Insel­kam. Sicher ist nur, dass er bis zu dem Lager schlich. Er umrun­de­te es, kam anal­len Wachen vor­bei, und fand den Turm in dem ich ein­ge­sperrt war: Mit­ten imLa­ger, umringt von Zel­ten mit schla­fen­den Wachen!

Das Feu­er das er dann leg­te war wohl als Ablen­kung gedacht. Auf jeden Fall­ging plötz­lich die TÜr mei­nes Gefäng­nis­ses auf, und Drakkhar bedeu­te­te mir zufol­gen. Draus­sen war ein heil­lo­ses Cha­os: Män­ner rann­ten umher, ver­such­ten das­bren­nen­de Zelt zu löschen, wäh­rend dar­in­nen noch wel­che vom Feu­er­ein­ge­schlos­sen waren, die ver­such­ten heil herauszukommen.

Eigent­lich war dies die per­fek­te Ablen­kung. Doch die Krank­heit die mich­be­fal­len hat­te liess mich lang­sam wer­den, und unge­schickt. Es dau­er­te kei­ne­Mi­nu­te, da waren wir ent­deckt! Mir war schnell klar, dass ich in mei­nem Zustand­nicht ent­kom­men konn­te, aber ich könn­te viel­leicht Drakkhar eine Chan­ce geben.

Und bei­na­he wäre ihm die Flucht gelun­gen, bei­na­he wäre er ent­kom­men. Aber­der ver­fluch­te Magi­er warf einen Dop­pel­pfeilzau­ber auf ihn, mit einer Wucht die­ei­nen star­ken Mann umge­bracht hät­te. Drakkhar ging zu Boden, schwer ver­letztund ohn­mäch­tig, aber am Leben.

Das Becken vor mir ist voll mit roten Haaren,die dort im Was­ser krei­sen. Jetzt wo das Was­ser sie dunk­ler färbt, haben sie­fast die Far­be von getrock­ne­tem Blut.

Drakkhar und ich genies­sen für den fol­gen­den Monat die„Gastfreundschaft“ der Cibol­a­ner. Irgend­wie haben wir es geschafft,sie glau­ben zu las­sen wir sei­en nur irgend­wel­che Söld­ner, die nicht viel mit­Ca­ta­ra zu schaf­fen haben. Nach­dem wir einen hei­li­gen Schwur geleis­tet hatten,keine Flucht­ver­su­che zu unter­neh­men, durf­ten wir uns frei im Lager bewe­gen ‑nicht dass es uns viel genützt hätte.

Erst spä­ter erfuh­ren wir dass Hurog sich, immer noch von der stin­ken­den Pest­ge­schwächt, bis zu einem klei­nen Insel­ha­fen durch­ge­schla­gen hat. Dort traf erdann auf Thas­si­lo. Es war wohl zu dem glei­chen Zeit­punkt wo ich end­lich die­ver­steck­ten Die­be­szei­chen mei­nes gros­sen Bru­ders fand, die Zei­chen die er mirals Nach­richt hin­ter­las­sen hat­te: Der tap­fe­re klei­ne Kerl hat­te sich­tat­säch­lich auf die Dra­chen­schwin­ge ret­ten kön­nen, und ist mit ihr als Blin­der Passagierentkommen!

Von dem klei­nem Hafen konn­ten Thas­si­lo und Hurog nach einem Monat war­ten­end­lich eine Pas­sa­ge nach Catar buchen, um ihre Erleb­nis­se dem König­vor­zu­tra­gen. End­lich war der Stütz­punkt der Cibol­a­ner gefun­den, wenn auch mit­gros­sen Kosten.

Bedäch­tig scha­be ich die letz­ten Haa­re von­mei­nem Kinn. Es ist jetzt nur ein schma­ler Ober­lip­pen­bart übrig. Ich grin­se­schief mein Spie­gel­bild an. „Nein Wigand, das steht Dir wirk­lich­nicht.“ den­ke ich mir. Ein letz­tes Mal hebe ich das Rasier­mes­ser an.

Nach einem Monat in Cibol­a­ni­scher Gefan­gen­schaft geschah end­lich etwas: EineFre­gat­te unter dem blau­em Neun­zack Cibo­las anker­te vor der Insel! Meh­re­reDut­zend jun­ger Rekru­ten und in den Armee­dienst gepress­te Skla­ven wur­den auf die­In­sel geschafft, wäh­rend wir und der Magi­er das Schiff bestie­gen. Als wir vom­Meer auf die Befes­ti­gun­gen der Insel sahen, fiel mir end­lich auf was hier nicht­stimm­te: Die Mau­er, der Turm, das Tor, all dies sah nur von aus­sen fest und­nach einer Fes­tung aus. Tat­säch­lich war es aber nur Kulisse!

Jetzt kann ich Euch es ja sagen. Die­ser Stütz­punkt soll nur von­un­se­rem wirk­li­chem Lan­dungs­punkt hier in Myran­dia ablen­ken.“ weih­te uns­der noch immer namen­lo­se Magi­er ein. „All das ist Teil von Kel­len­wets­Plan. Ihr könnt auch ein Teil die­ses Plans sein. Ihr könnt Euch den­recht­mäs­si­gen Her­ren anschlies­sen, Euch von den Göt­tern lossagen.“

Selbst wenn wir nicht ein­wil­li­gen wür­den, wären wir frei: Haus Rask hat­schon ein Löse­geld für Drakkhar ange­bo­ten, und wür­de uns frü­her oder spä­ter­nach Catar bringen.

Der Mann war freund­lich zu uns, und er mach­te ein ver­dammt gutes Angebot.Reiche Ent­loh­nung, das Wis­sen um mei­ne Her­kunft. aber was wür­de aus Tan­ja, aus­T­has­si­lo, aus Hurog und all den ande­ren? Konn­ten wir wirk­lich den Schwur­bre­chen den wir mitt­ler­wei­le zwei Köni­gen gege­ben haben?

Wir waren bei­de ver­sucht das Ange­bot anzu­neh­men, aber am Ende sieg­te unserPflichtgefühl.

Mein Gesicht sieht wie­der aus wie frü­her. Ich­ha­be alle mei­ne Sachen wie­der. Naja, fast alle, aber das ist ja nicht der erste­Geld­beu­tel den ich ver­lo­ren habe. Mit geüb­tem Griff kno­te ich das gel­be Tuch umm­ei­nen Hals und wer­fe mei­nen Umhang über die Schul­tern. „Wir kön­nen los­D­rakkhar. Lass uns dem Herrn von Haus Rask unse­ren Dank wis­sen, und dann nichts­wie zurück nach Hause.“

Nach Catar.“

Ankommen — und abreisen!

Auf einem rich­ti­gen Schiff über die Wel­len glei­ten… welch Frei­heit. War­um­sie sich gegen das Ange­bot der Cibol­a­ner ent­schie­den hat­ten, war klar. Stan­den­die Cibol­a­ner doch gegen alles, wor­an selbst Drakkhar glaub­te. Aber könn­te esnicht immer so blei­ben wie auf die­sem Schiff?

Nun­ja… Wigand war hier etwas fehl am Platz und auch, wenn es Drakkhar egal­sein soll­te, hat­te er die­sen „Men­schen“ irgend­wie fast in sein Herz­ge­schlos­sen. Und was war aus den ande­ren geworden?

Aber wie auch immer sei­ne Wün­sche sei­en mögen… sie wür­den bald Catarerreichen.

Das Begrü­ßungs­ko­mi­tee war­te­te schon, als sie noch nicht ein­mal ein­ge­lau­fen­wa­ren. Haus Raskk muss­te also eine enor­me Sum­me in ihr Löse­geld investierthaben.

Ziem­lich lapi­dar mach­te uns der Dra­go­bot­schaf­ter klar, dass er erwartet,dass Wigand und Drakkhar ihm die über­schau­ba­re Sum­me von 10.000 D zu zah­len­hät­ten. Lach­haft… der Bot­schaf­ter müss­te doch wis­sen, dass es viel mehr wert­war bei Drakkhar und Wigand einen Gefal­len ein­for­dern zu kön­nen, hat der alte­Kö­nig sich doch schon ihrer Fähig­kei­ten bedient und sie zu Hof­knap­pen gemacht,waren sie doch Freun­de der Zwerge.

Nach­dem Drakkhar dem Bot­schaf­ter dies klar mach­te, sah die­ser es wohl auch­ein und lies sie ziehen.

Kaum war die­se gute Nach­richt ver­daut, kam auch schon die nächs­te auf unser­eHel­den zu. Die Flot­te des Königs war schon seit zwei Wochen unter­wegs zu der­At­trap­pe, die die Cibol­a­ner erbaut hatten.

Zudem war der „Baron“ etwas ver­stört über unser plötz­li­ches­Ver­schwin­den, so dass die Bit­te von Mel­chi­or wie gele­gen kann: Die Hel­den­wur­den gebe­ten, noch­mals in das Reich der Zwer­ge zu rei­sen, um den zwei­ten Teil­der sagen­um­wo­be­nen Waf­fe zu besorgen.

Das war die Gele­gen­heit wei­te­ren schlech­ten Nach­rich­ten in der Haupt­stadt zuentgehen.

Die Rei­se in die Zwer­gen­lan­de war ereig­nis­los und die Hel­den wur­den inBron­ze­tor mit offe­nen Armen emp­fan­gen. Die Zwer­ge waren sehr hilf­reich und­bo­ten ihre Unter­stüt­zung bei der Suche der Waf­fe an. Nicht nur, dass sie anei­ne hei­li­ge Stät­te rei­sen durf­ten, nein, sie beka­men sogar einen Führerbereitgestellt.

Das ein­zi­ge, das die­sen son­ni­gen Tag ver­dun­kel­te war die Wut, die ein ZwergD­rakkhar ent­ge­gen­brach­te… Es ging dabei wohl um jenen Degen, den die Zwer­ge­da­mals Drakkhar geschenkt haben und wel­chen er an die Cibol­a­ner verlor…

Nun ein Schwur vor den Göt­tern die­se Waf­fe wie­der zu beschaf­fen und schon­war auch die­se Wol­ke vom Him­mel verschwunden.…