Dunkle Machenschaften
1. Tag
Der sonnige Frühjahrstag im Jahr 259 des Lichts neigte sich seinem Ende zu. Die Dämmerung hatte dem geschäftigen Treiben auf den Straßen von Catar kein Ende bereitet, da die seit 20 Jahren etablierten Gaslampen den Hafen und die Hauptstraßen in ihr sanftes Licht tauchten. Das große Ereignis des letzten Jahres, der Angriff des Untotenschiffs auf Gornemünde war hier schon wieder fast vergessen. Gerüchten von Unruhigen Orkstämmen weit im Norden und sich vereinenden Barbaren im Süden wurden weitgehend ignoriert, denn die Orksteppen waren weit und die Mauer im Süden Fellands von den Paladinen gut gesichert.
Auch an die Abwesenheit eines Königs hatte man sich, besonders hier in der Stadt, schon gewöhnt. Nur wenige fragten sich, ob die Fürsten und der Obere Rat ernsthaft noch überlegten einen neuen König zu wählen. 6 Jahre ohne König waren ohne größere Probleme vergangen, und auch wenn niemand etwas Schlechtes über König Gerrit zu sagen hatte, glaubten doch immer weniger Bürger an eine baldige Lösung. Der Stadt und dem Handel ging es gut, als Nachspiel der Attacke auf Gornemünde hatte sich sogar ein Handelsriese der Stadtelben nach Catara aufgemacht. Dass das gewaltige Schiff jetzt seit Monaten unweit der Mündung des Gorn vor Anker lag, war beeindruckend, aber vor allem gut für die Geschäfte.
Und Geschäfte wurden selbst zu dieser Stunde noch überall in Catar getätigt. Am Hafen wurden Handelsschiffe be- und entladen, dazu kamen die Baustoff-Schuten für den neuen Leuchtturm des Seemeisters, Baron Magnulf von Dornacker, die seit 5 Jahren unermüdlich Steine und Zement den Fluss herab schifften, um das ehrgeizige Prestigeobjekt des Seemeisters zu vollenden und den Handel zu sichern. Ob der Bau tatsächlich dieses Jahr fertiggestellt werden würde, war fraglich, aber der Seemeister schien genug Geld mit dem Hafen zu machen um sich und der Stadt diesen Bau leisten zu können. Der Bürgermeister, Ludwig Oggenfuß, war wenig effizient und seine Amtszeit lief dem Ende zu, so dass in 2 Monaten mit einer neuen Bürgermeisterwahl des Stadtrates zu rechnen war. Doch diese größeren und auch viele der kleineren Probleme beschäftigten nur wenige Catarer.
Eine kleine Gruppe Catarer würde aber noch in dieser Nacht wesentlich realeren und akuteren Problemen entgegentreten müssen. Gróm, Zwergenpriester des Schutzheiligen Ugaris hatte seine Verbindungen zur Unterwelt genutzt. Das Angebot, welches über einen Kontaktmann vermittelt worden war, war ein geradezu idealer Bruch. Pläne des Palastes, ein leicht zu findendes Ziel und jede Menge Kollateralgewinn klangen fast schon zu gut, aber er vertraute St. Ugaris. Es war nicht schwer gewesen, den Enthusiasmus für ein sicheres Ding zu wecken, und mit Wazzok, B’Rassk Terrassk, Brian und Alfred hatte er ein frisches und begeistertes Team, das alle Eventualitäten abdeckte. Die unauffällige Seitentür war nicht besonders gut gesichert, und die Kontrollgänge der paar Wachen genau wann sie seien sollten, und so drangen die ambitionierten Diebe ohne Schwierigkeiten bis in die königliche Bibliothek vor. Brian war schon dabei einige seltene Folianten zu schätzen, als B’Rassk den Ziel-Schrank öffnete und der gemeinsame Blick verwundert auf alte Akten fiel. Königliche Akten aus der Zeit kurz nach dem Abwehrkrieg gegen Cibola von 60 Jahren, der Zeit des Drachenprinzen, um genau zu sein. Was auch immer der Auftraggeber damit wollte, er zahlte schließlich, und so begann Gròm die Ware gerade einzupacken, als die versammelte Mannschaft durch ein Räuspern, gefolgt von der sanften Frage „Was machen die Herren denn dort genau“? aufgeschreckt wurde. Aufgeblendete Öllampen zeigten einen Herren, der sich als Baron Düsterheim vorstellte, und 10 seiner Leibwachen. Von dem wenig amüsierten Adeligen, der im Stadtrat saß und angeblich früher Chef der Königlichen Geheimpolizei war vor die Wahl gestellt, entweder das Leben zu verlieren, oder Geständnisse zu unterschreiben und ihm zu Diensten zu sein, war nicht wirklich eine Frage und so fand man sich Tags drauf im Hause Düsterheim ein.
2. Tag
Die Hufe des Rappen verschwammen fast, während Grabbaz ihn immer wieder antrieb. Die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der das Pferd über die Steppe flog, hätte sicherlich ein stolzes Grinsen auf sein Gesicht gezaubert. Wenn ihm nicht so gar nicht nach Grinsen zumute gewesen wäre. Es ging um Leben und Tod. Er konnte seine Verfolger nicht sehen, wusste aber, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Der Stamm hatte gerade das Lager festgemacht, und würde Zeit brauchen, in Bewegung zu kommen. Er wusste nicht, was diese Gro-Kachs hier machten, aber sie waren zu gut Bewaffnet gewesen, um keine schlechten Nachrichten zu sein. Zum Glück waren die Graslande groß, und der Stamm würde sicherlich woanders unterkommen. Wenn er denn schnell genug sein würde.
Grabbaz fluchte innerlich, der Rauch der Lagerfeuer war viel zu weit zu sehen, die Fremdlinge würden keine großen Schwierigkeiten haben, das Lager zu finden. Er sah sich erneut um, und konnte seine vier Verfolger erkennen. Abgeschlagen aber nicht abgeschüttelt, aber das Lager war nicht mehr weit. Während sein Pferd den letzten Hügel erklamm, wurde Grabbaz unwohl. Zu viel Rauch für die Feuer des Lagers, es war noch nicht Zeit zum Kochen. Er blieb auf der Hügelkuppe stehen, und sein Blick schweifte über die Trümmer des Lagers und die Zerstörung. So viele Fremde, es konnte nicht sein. Hatte denn keiner der Späher gewarnt? Grabbaz nahm seine Zügel auf, vielleicht würde er andere Stämme warnen können? Plötzlich ein leichtes Stechen im Nacken, und Geräusche von hinter ihm. Seine Verfolger, er hatte sie fast vergessen. Und dieses Stechen, wie ein Moskito, oder ein…
3. Tag