22
Sep.
Mir war es gerade gelungen vollständige Aufzeichnungen dieser Steine anzufertigen.
Mehr oder weniger plötzlich meinte Wigand, dass einige Runen an einem der Transportersteine leuchten würden. Gerade so hell, wie Kerzenschein. Mir war das ganze gar nicht aufgefallen. Wir zögerten, denn meine Vermutung war es, dass der andere Stein gerade von Untoten auf dem Meeresgrund hierher getragen wurde.
Plötzlich flog ein Gegenstand aus dem Portalstein heraus. Irgendjemand hatte ein Stück Rohstahl von der anderen Seite aus hindurchgeworfen. Rohstahl? War eventuell eine Zwergenschmiede auf der anderen Seite? Wir hatten leider nicht mehr genügend Zeit darüber nachzudenken. Ausgerechnet jetzt hörte Wigand das Knarren von Holz und Schritte.
Wir rannten so schnell wie möglich in Deckung. Just in diesem Augenblick kam eine Gruppe dieser Seelenlosen zu den Steinen und stellten eine Kiste in ihre Mitte. Irgendetwas war in dieser Kiste und schien den Seelenlosen Anweisungen zu geben, denn die Untoten fingen an mit Hammer und Meißel Runen in die Steinplatten zu schlagen.
Dann beachteten Sie das Leuchten der Runen. Die Seelenlosen hielten inne und kurze Zeit darauf erschienen noch mehr untote Gestalten. Diese waren jedoch gerüstet und schritten durch den Portalstein hindurch. Hier konnten wir nichts mehr ausrichten. Als wir das Gefühl bekamen, dass die restlichen Untoten anfingen die Gegend abzuschreiten, entschlossen wir uns zum Rückzug.
Wir verließen die „Wellenschlag“ wieder, um uns mit unseren Kameraden zu treffen. Was auch immer dort auf der „Wellenschlag“ vor sich ging, wir mussten es aufhalten. Aber wie könnte man so ein Ungetüm wie die „Wellenschlag“ nur stoppen?
Da kam mir eine Idee. Wenn man einen Magneten neben einen Kompass hält, verfälscht dieser die Anzeige und das Schiff nimmt einen falschen Kurs. Was wäre also, wenn man einen „magischen Magneten“ schaffen würde, der den Navigationsstein auf der „Wellenschlag“ vom Kurs abbringt.
Fergus und ich stürzten uns auf unsere Aufzeichnungen um diese Möglichkeit zu verifizieren. Und tatsächlich. Es würde eines Rituals bedürfen, aber mit diesem Ritual könnte ich einen Anti-Navigationsstein schaffen.
Allerdings ergaben sich zwei Probleme. Zum einen habe ich niemals zuvor ein Runen-Ritual durchgeführt und zweitens, das größere Problem, woher sollten wir hier einen mannshohen Granitblock bekommen, den ich in einen Anti-Navigationsstein umwandeln könnte? Soweit ich weiß, gibt es keine Granitvorkommen auf Bataar.
Wir wollten den Plan schon verwerfen, als mir die rettende Idee kam. Staubflügel hatte die Transportsteine auch aus Granit gefertigt. Auf der „Wellenschlag“ hatten wir seinen Vorrat an Granit gesehen. Er hatte nämlich einen alten elbischen Tempel dafür einreißen lassen. Wir mussten also noch einmal auf die „Wellenschlag“.
Die Untoten waren verschwunden. Und wäre der Portalstein mit den leuchtenden Runen nicht umgestoßen worden, hätte man niemals die Anwesenheit anderer hier vermutet.
Warum hatten die Untoten den Stein wohl umgestoßen? Was war auf der anderen Seite, dass sie verhindern wollten, dass irgendjemand oder irgendetwas von der anderen Seite hierher gelangt? Was auch immer es war… es konnten eigentlich nur Verbündete gegen diese Untoten sein.
Man muss zugeben, dass ich die Winde der Magie etwas missbraucht habe, aber sind wir Kultisten nicht diejenigen, die über sich hinauswachsen können und eben nicht in die starren Regeln der Götter gezwängt sind?
Jedenfalls interpretierte ich den Sinn eines Zaubers etwas um und konnte somit den umgestoßenen Portalstein wieder aufrichten. Er war noch aktiv.
Ich schritt also hindurch.
Auf der anderen Seite war es dunkel, aber ich war ganz sicher auf einem Schiff. Es war geschäftiges Treiben zu hören und plötzlich hörte ich schwere Stiefel und das Klirren von Rüstungen.
„Da kommt schon wieder etwas durch!“
Ich ging schnell zurück. Vermutlich waren Soldaten auf der anderen Seite, aber was sollte sie davon abhalten uns sofort nieder zu schlagen, wenn sie uns erblickten. Schließlich war das letzte, was durch das Portal auf dieses Schiff gelangte, Untote. Ich schrieb also eine Nachricht auf Papier und warf diese hindurch.
Wir seien Abenteurer und bedürfen der Hilfe. Wir bekamen eine Antwort, die mich ermutigte noch einmal hindurch zu treten.
Den Neunen sei Dank! Es waren Kult-Soldaten!!! Ich wies mich als Bruder des Auges aus und wurde zum Kommandanten gebracht.
Was sollte nun noch schief gehen? Wie waren auf der „Stolz der Neun“ unter dem Kommandanten Ser Kinsbane.
Ich orderte einige Soldaten an, dass sie mir auf die „Wellenschlag“ folgen mögen, um einen Granitstein zu bergen, doch als wir vor dem Portal ankamen, kam uns Wigand entgegen. Die Untoten seien zurückgekehrt. Uns blieb also nichts übrig, als den Portalstein umzustoßen, damit wir nicht von Untoten überrannt werden würden.
Die „Stolz der Neun“ hatte es bisher noch gar nicht nach Bataar geschafft, sondern war in einen Sturm geraten, der sie vom Kurs abgebracht hatte. Da wir den Sternenhimmel hier aber mittlerweile gut kannten, konnten wir bei der Navigation aushelfen.
Ser Kinsbane erklärte sich bereit uns bei der Mission einen Anti-Navigationsstein zu erstellen, zu helfen. Ich schöpfte neuen Mut, als die Soldaten einen Überrest einer alten Götterstatue aus der Bilge zauberten. Sollten die Götter tatsächlich mal zu etwas nutze sein? Nun… dieser Stein war mannshoch und er war aus Granit. Mehr brauchten wir nicht.
Das Schicksal war uns äußerst gnädig. Mit Hilfe unserer Kenntnis dieser Gewässer versuchten wir die „Stolz der Neun“ wieder auf Kurs zu bringen, um dann mit ihr zum „Berg im Wasser“ zu fahren.
Doch noch am selben Abend konnten wir die unverkennbare Rauchsäule des Höllenschlundes auf „Berg im Wasser“ erkennen.
Es lief schon fast zu gut.
Ich vollführte das Ritual an dem Stein. Bin zu müde… muss schlafen… hatte wohl Erfolg.
Ich hatte das also einen Stein geschaffen, der jegliche Navigationsmagie unterdrücken kann. Natürlich hat dieser Stein nur eine begrenzte Reichweite, aber ich werde mich mehr mit Runen und mit Ritualen beschäftigen, wenn wir wieder zur Ruhe kommen sollten. So eine ungeheure Macht lässt einen schon Ehrfurcht spüren. Bevor ich weitere Rituale „ausprobiere“ möchte ich lieber ein fundiertes Wissen aufbauen.
Die „Stolz der Neun“ ging also auf einen Abfangkurs. Wir holten die „Wellenschlag“ bald ein und ließen uns zusammen mit Ser Kinsbane und seinem Knappen in ein Beiboot setzen und ließen die „Wellenschlag“ auf uns zu treiben. Jetzt müssen wir nur noch an Bord gelangen um den Stein dort zu verstecken…
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