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Sep.
Lady von Malizien hatte mich nun als auserkoren, auf ihren geliebten Walter aufzupassen. Ich kann mir kaum etwas schöneres vorstellen.
Aber was soll all der Zynismus. Ich werde das beste aus der Situation machen. Ich werde das ganze einfach von der positiven Seite sehen.
Fergus ist ein aufstrebender aber illegaler Magier, der erstaunlicherweise Studienbücher mit sich führt, die nicht in die Hände von illegalen gehören. Eventuell bietet sich ja die Gelegenheit dort einen Blick reinzuwerfen… Dennoch ist es wichtig einen Finger auf die „Ausbildung“ dieses Halblings zu halten. Ich habe noch nie von magiefähigen Halblingen gehört und befürchte Schlimmstes. Eventuell besessen?
Walter scheint mir bei näherer Betrachtung kein Heiratsschwindler zu sein. Zumindest würde er seine Absichten sehr gut verbergen. Es scheint nämlich tatsächlich hinter diesem Staubflügel her zu sein und die Politik in der Heimat ist ihm herzlich egal. Aus mir nicht erklärlichen Gründen hat er starke Vorbehalte gegen den Kult und gegen Ser Kinsbane, einen Ritter, der im Kult als tadellos bekannt ist.
Wahrscheinlich etwas persönliches…
Calar ist das, was ich einen fanatischen Priester nennen würde, wenn dies nicht bereits redundant wäre. Er geht in seinen Ansichten sogar so weit, dass er offen behauptet, Orkoris sei ein Gott.
Nun… in der Heimat würden die Menschen darüber die Nase rümpfen. Gern würde ich mich mit ihm darüber unterhalten, dass die Reformation der Kirche erst 60 Jahre her ist, und dass früher all diese Wesen als Götter galten, aber diese Diskussion würde nur im Zank enden. Gottesanbeter sind keiner wissenschaftlichen Unterhaltung fähig.
Wigand ist ein Schuft und ein Gauner. Er hält sich nicht an Absprachen, er entscheidet anhand seiner Geldbörse und kaum einer in der Gruppe würde ihm sein Leben anvertrauen. Es wird sich noch zeigen, worin seine Stärke liegt… ein Held, wie so ein Himmelfahrtskommando ihn gut brauchen könnte, ist er nicht.
Mit dieser Gruppe bin ich also Dank Lady von Maliziens Auftrag verbunden.
Die Gruppe hatte diverse Aufzeichnungen über einen Navigationsstein, mit dem seinerzeit die „Schaumkrone“ quer durch die Welt nach Gornemünde geschickt wurde. Sie hatten die Runen, welche den Kurs beschrieben schon etwas studiert, konnten aber keine direkte Route ausmachen.
Glücklicherweise verstehe ich ein wenig über Navigationszauber und konnte zusammen mit dem Navigator des Schiffs und Fergus eine Kursbeschreibung errechnen.
Einzig eine Landmarke fehlte uns, um unseren errechneten Kurs auf eine Seekarte umzutragen.
Wir verteilten also unsere Kräfte und holten Erkundigungen ein.
Ich ging einer abwegigen Idee nach. Walter führt ein Schwert bei sich, in dem ein Aspekt des Geistes von Urias dem Berg gefangen sein soll. Was späche denn dagegen, diesen Aspekt aus dem Schwert zu befreien und ihn direkt zu befragen. Eventuell könnte es uns Hinweise geben, Orte nennen, Tipps geben, während wir ihm als Preis seine Erlösung aus seinem ewigen Gefängnis anböten.
Ich ging also zum Devi-Pavarti Durga Tempel, um dort um eine Audienz beim Pemangku zu bitten. Tatsächlich wurde uns dort die Befreiung des Geistes angeboten, aber urplötzlich wollte Walter sein schönes Schwert nicht mehr hergeben. Gänzlich altruistische Ziele scheint mit die neue Ehegatte meiner Lady nicht zu verfolgen.
Wir waren also auf die Informationen der anderen angewiesen. Aber den neunen sei Dank, sie hatten einen Hinweis von einem alten Fischer, der vor vielen Jahren ein Geisterschiff gesehen haben will. Er habe dieses Erlebnis niemals vergessen und konnte uns die Stelle auf einer Karte zeigen.
Natürlich war es ein leichtes unseren errechneten Kurs an dieser Landmarke auszurichten und tatsächlich. Mit ein wenig hin und her kamen nicht mehr viele Inseln als Ursprung des Kurses in betracht. Wir hatten also ein Ziel und es war Zeit in See zu stechen.
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