8
Okt
„Drekons Tränen, wo sind wir hier?“ entfuhr es Tarek.
Die gespenstische Felsenlandschaft unter dem roten Himmel machte ihm Angst wie wenig zuvor. Hätte er doch auf Wigand gehört, und Gut Faust sofort verlassen, als sie erfuhren daß auch Fosse Heubrandt hier sei.
Doch nun war es dafür zu spät, der Hexer hatte sie erneut in eine Falle gelockt, und diesmal würde kein Sprung aus einem Fenster sie retten.
Was war geschehen?
Nachdem sie die beiden Froschdämonen (Jakob von Faust nannte sie „Springer“) in der Nacht vernichtet hatten, erzählte ihnen ihr kranker Freund ein wenig von seiner Familie. Davon, wie seine jüngste Schwester Elisabeth schon zuvor an anscheinend der gleichen Krankheit die ihn nun dahinrafft gestorben ist. Dass sein Bruder Ambrosius von einer Klippe stürzte. Von den mysteriösen Toden der Zwillinge Aaron und Mirjam, die sich selbst mit Magie beschäftigt hatten.
Und er erzählte von den seltsamen Steinen an der alten Klosterruine. Davon, wie er seine Geschwister mit der Rezitation alter magischen Formlen erschrecken wollte — und dabei vielleicht unabsichtlich etwas altes, etwas böses beschworen hatte.
Den Kopf voller beunruhigender Gedanken zogen Freunde sich in ihre Zimmer zurück und fielen in einen erschöpften Schlaf.
Der nächste Morgen war aus Tareks sicht auch nicht viel besser: Sie wurden von Jakobs Leibdiener geweckt, der ihnen das frisch verwüstete Zimmer Elisabeths zeigte: Seit ihrem tragischen Tod war es nicht mehr geöffnet, und jetzt sah es aus, als hätte ein Teufel darin gewütet: Krallenspuren an den Wänden, Schränke und Möbel durcheinandergeworfen…
…dennoch fand sich noch eine alte Tagebuchseite in dem Raum. Tarek und Wigand stellten anhand der Spuren gemeinsam fest, dass wohl ein weiterer Springerdämon für das Chaos verantwortlich war. Wie genau er hineingekommen war schien unklar, aber offenbar hat er das Zimmer durch den Kamin verlassen.
Während Tarek nach Jakob sah, konzentrierte sich Minerva auf ihre okkulten Sinne, in der Hoffnung damit noch etwas mehr zu erfahren. Was sie dann allerdings sah ließ sie erbleichen: Das eben noch schöne Portrait der jungen Elisabeth erschien ihr plötzlich schauderhaft. Anstatt einer gesunden jungen Frau sah sie ein totenbleiches Geschöpf mit spitzen Zähnen im blutigen Mund!
In der Zwischenzeit erfuhr Tarek von Jakob, dass die Zimmerfluchten der Zwillinge, wohl teilweise magisch verschlossen seien. Und er hörte den Namen, den er die letzten 5 Jahre fast täglich verflucht hatte: Fosse Heubrandt hat Mirjam in die magischen Künste unterwiesen, ja sogar recht häufig das Gut Faust besucht!
Während Tarek seinen Freunden davon berichtete hörte Martin dass sich oben auf dem Dach etwas bewegte. Erst konnte keiner das Geräusch richtig zuordnen, doch als Tarek aus dem Fenster einen Schemen in einen der Schornsteine klettern sah, wurde klar, dass noch ein Springer auf dem Anwesen unterwegs war.
Diesen würden sie nicht entkommen lassen. Nach kurzer Suche und Orientierung stellte Tarek das Biest im alten Arbeitszimmer von Lord Isaac, Jakobs Vater. Zusammen mit Sina wurde dem Springer schnell der Garaus gemacht, allerdings zog Tarek sich dabei eine blutige Wunde quer über die Brust zu.
„Irgend etwas muss er hier gesucht haben“ dachte Tarek sich. Das einzig interessante waren aber nur alte Aufzeichnungen Issacs, und ein wohl nie abgesendeter Brief. „Wir sollten den Rest der Räume durchsuchen.“ Wigand wurde zu den Gesindequartieren losgeschickt, dort könne er hoffentlich die restlichen Schlüssel für das Anwesen bekommen.
Doch als er zurückkam, brachte er mehr als nur ein paar Schlüssel mit: Wigand hatte von der Köchin erfahren, dass Magister Heubrandt sogar genau jetzt anwesend sei! Aufgebracht bewaffneten sich alle und machten sich auf den Weg in den Ostflügel. Nur Wigand war etwas zögerlich. „Wir spielen ihm doch in die Hände, da mache ich nicht mit. Lasst uns einfach abhauen!“
Doch Tareks Wut ließ ihn die Gefahr vergessen. „Wir überraschen ihn, der entkommt uns nicht, dieses Mal nicht, wir wissen wie mit Hexern umzugehen ist!“
Der Ostflügel war weitgehend verlassen, und anscheinend zusätzlich von dem Geist Aarons heimgesucht. Dieser schien irgend etwas zu suchen, eine magische Formel, ein altes Dokument…
…aber blind vor Wut drängte Tarek die anderen Vorwärts. Heute würde Fosse Heubrands Blut fliessen, nichts würde ihn aufhalten. Und so kam es, dass sie in des Magisters Zimmer eindrangen. Sina nahm geistesgegenwärtig noch dessen Tagebuch vom Bett. Hinter einer weiteren Tür wetterleuchtete es, wer mochte schon ahnen welch finstere Magie Fosse Heubrandt dort wohl wirken möchte.
Tarek war sich sicher, dies hätte jetzt gleich ein Ende, doch als sie die Tür zu dem vermeintlichen Ritualraum aufstießen wurden sie urplötzlich durch ein magisches Portal gezogen. Verwirrt sahen sie hinter sich nur noch eine schiere Felswand. Und vor sich? Vor sich sahen sie nur eine karge Ebene unter einem blutroten Himmel der sicherlich nicht von dieser Welt war…
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