Wir saßen gra­de noch im Mes­ser­haus und über­leg­ten uns, wie wir denn jetzt an die von den Dra­gos gefor­der­ten 40 Gold kom­men wür­den, als Or-Koris die Fra­ge beant­wor­te­te. Das Meer gab, und zwar den (mensch­li­chen) Kapi­tän eines schnel­len Dra­go-Schiffs, der bereit war uns für etwas Hil­fe bei einem kur­zen Unter­fan­gen mit Pira­ten recht­zei­tig und ent­lohnt zum ver­pass­ten Schiff zu brin­gen. Ein so gutes Ange­bot konn­ten wir nicht ableh­nen, und auch die ande­ren erkann­ten den Wink von Or-Koris und so gin­gen wir an Bord der Schwarz­per­le. Es schien, als hät­ten ein paar ein­fa­che See­räu­ber durch einen glück­li­chen zufall einen gro­ßen Schatz in Form von 4 Kis­ten aus­ge­rech­net den Dra­gos gestoh­len. Der Kapi­tän hat­te gute Infor­ma­tio­nen über das Ver­steck der Die­be, und wir ver­such­ten deren Schiff noch vor Errei­chen des Ver­stecks abzufangen.

Das Abfan­gen gelang auch, aber die Geg­ner konn­ten sich mit Hil­fe einer Arbal­es­te und einer Art Trei­ban­ker-Bol­zen unse­rer fast erweh­ren, bis Fer­gus völ­lig toll­kühn (wahr­schein­lich von den Dra­gos und deren Kapi­tän ange­spornt) sich in die Segel der Fein­de kata­pul­tie­ren ließ und die­se ent­zün­de­te. beim Ver­such der Pfeil-Ant­wort der Besat­zung zu ent­ge­hen wär­ten dann nicht nur er, son­dern auch der Kapi­tän um ein Haar zu Or-Koris geholt wor­den, aber es war wohl noch nicht an der Zeit und mein Gott erwies sich gnä­dig. Das feind­li­che Schiff gestellt, stell­ten wir fest das sich dar­auf nur eine Not­mann­schaft befand, um Ver­fol­ger (wie uns) von dem gestoh­le­nen Schiff mit der Beu­te abzulenken.

Also muss­ten wir doch in Rich­tung des Ver­stecks wei­ter­rei­sen. Von der gefan­ge­nen Mann­schaft über alle wich­ti­gen Details infor­miert segel­ten wir im schut­ze der Däm­me­rung auf dem Pira­ten­schiff an das ver­miss­te Schiff her­an. Zügig über­wäl­tig­ten wir die Wachen, aber der Wach­pos­ten auf einem Holz­turm auf der Insel bemerk­te uns und schlug Alarm. Wir setz­ten schleu­nigst zur Insel über und bemerk­ten sofort die Spur vor etwas, was wir für die besag­ten vier Kis­ten Beu­te hiel­ten. Die­se füh­re uns, neben einer gekapp­ten Brü­cke, wel­che uns nicht lan­ge auf­hielt, an den ande­ren Strand der Insel, wo wir die Gau­ner stell­ten, bevor sie sich davon machen konn­ten. Der Kapi­tän besieg­te den Geg­ner im Duell und wir waren um einen ordent­li­chen Anteil der Beu­te rei­cher. Nach einem kur­zen Stopp um die Beu­te los­zu­wer­den bei dem wir uns mit Heil­mit­teln aus­rüs­te­ten und auch glück­li­cher­wei­se dar­an dach­ten unse­re ver­spro­che­ne Beloh­nung im Rilos-Tem­pel abzu­ho­len, ging es dann end­lich auf zur Per­le der Süd­see, und damit in unbe­kann­te Gewässer…

Der Dra­go-Kapi­tän der Per­le war weni­ger glück­lich über uns als Pas­sa­gie­re, als wir erwar­tet hät­ten, aber wahr­schein­lich lag das beson­ders dar­an, dass wir nun dank unse­res Han­dels nicht als zah­len­de Gäs­te mit­fuh­ren. Nach ein paar Tagen bemerk­ten wir, dass der Dra­go, wie es bei den Dra­gos üblich ist, Skla­ven an Bord hat­te. Mir und Kiiri­on war nach einem kur­zen Gespräch mit den Gefähr­ten klar, dass die­se mit ihren hek­ti­schen Natu­ren die Situa­ti­on nicht ange­mes­ser beur­tei­len konn­ten, wes­we­gen wir Elben erst ein­mal unter uns plan­ten. Eini­ge Besu­che unter Deck zeig­ten mir den Gesund­heits­zu­stand und die Anzahl der Skla­ven, und nach eini­ger Augen­wi­sche­rei auch, dass ein paar Elben-Skla­ven vor mei­nen Besu­chen in der Brig ver­steckt wurden.

Mit jeder Stun­de ent­fern­ten wir uns wei­ter von der uns gewohn­ten Gegend, was wir auch an selt­sa­men Rie­sen­fi­schen und noch unge­wöhn­li­che­ren Mee­res­ge­tier wie einem Seedra­chen bemerk­ten. Die­se schie­nen sich aber glück­li­cher­wei­se damit zu begnü­gen in unse­rem Heck­was­ser von unse­ren Abfäl­len zu leben. Ich war mir ziem­lich sicher, dass Or-Koris mir sagen woll­te, das dies nun­mal der Gang des Lebens sein, und es immer einene grö­ße­ren Fisch gäbe, aber wäh­rend ich die Wun­den der Gefan­ge­nen ver­sorg­te und ihnen Mut zusprach war mir den­noch ob ihres Schick­sals unwohl.

Wir alle ver­such­ten Infor­ma­tio­nen zu sam­meln, wie lan­ge sie Skla­ven an Bord blei­ben wür­den, und was noch so auf uns zukom­men wür­de. Uns wur­de klar, dass wir die Skla­ven, wenn wir denn etwas unter­neh­men woll­ten, inner­halb der nächs­ten 2–3 Wochen ange­hen müss­ten, da sie danach an einem Hafen auf dem Weg ver­kauft wer­den soll­ten. Sie aus dem Schiff zu schmug­geln oder frei­zu­las­sen erschien, auch auf­grund der gefähr­li­chen Unge­heu­er im Was­ser, kei­ne erfolg­ver­spre­che­ne Opti­on, aber zum Glück stell­ten wir fest, dass ein Groß­teil der Gefan­ge­nen See­leu­te waren, die uns sicher mit dem Schiff hel­fen kön­nen wür­den, wenn wir es dar­auf anle­gen wür­den. Kiiri­on und ich offen­bar­ten den ande­ren unse­ren Plan kurz nach­dem wir die Mee­res­en­ge zum Gif­ti­gen Meer durch­quert hatten.

Wir wür­den die Dra­go-Mann­schaft mit Hil­fe von Kräu­tern unter Dro­gen set­zen oder sogar betäu­ben und dann mit dem Schlüs­sel vom Quar­tiers­meis­ter die Gefan­ge­nen befrei­en. Dann könn­ten wir uns der Dra­gos ent­le­di­gen, und mit den befrei­ten Skla­ven die wei­ter­rei­se antreten.

Lei­der sahen unse­re Gefähr­ten, jeder für sich, die Sache unter­schied­lich, und jetzt dis­ku­tie­ren wir immer noch was die bes­te Her­an­ge­hens­wei­se ist. Ich den­ke, dass wir die Skla­ven nicht vom Schiff bekom­men, ohne es uns mit den Dra­gos zu ver­scher­zen, und des­we­gen die­se aus­schal­ten müs­sen. Wie­gand möch­te, ob des Ver­trau­ens in die See-Kennt­nis der Dra­gos, lie­ber mit die­sen wei­ter­se­geln. Ich den­ke ja das der Navi­ga­tor-Skla­ve uns genau­so gut die Rich­tung wei­sen wür­de, und fin­de es sowie­so selt­sam, wo Wie­gand doch immer sagt, dass wir gar kei­ne Auf­ga­be auf Bat­a­ar haben, war­um er jetzt gegen die poten­ti­el­le Über­nah­me des Schif­fe ist. Wir wer­den am bes­ten dar­über schla­fen und dann weitersehen…

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Mrz

by JollyOrc


Die See hält vie­le Legen­den und Geschich­ten bereit. In den Schän­ken der Hafen­städ­te erzäh­len bär­bei­ßi­ge See­leu­te von Fischen, so groß wie ein Haus, von gefähr­li­chen Hai­en und rie­si­gen Kra­ken, von Unwet­tern und wan­dern­den Rif­fen. Und manch­mal, wenn die Män­ner betrun­ken und ver­ängs­tigt sind, dann spre­chen sie von den Ver­fluch­ten Or-Koris, den Meerjungfrauen.

Auch wenn kaum ein See­mann von sich behaup­ten kann, je eine gese­hen zu haben: Jeder, der Or-Koris Reich befährt, glaubt fest an ihre Exis­tenz. Es heisst, sie sei­en die wie­der­ge­bo­re­nen See­len tal­ori­scher See­he­xen, auf ewig dazu ver­dammt in der Zwi­schen­zo­ne von Luft und Was­ser zu leben. Ihr Kör­per muss stets feucht gehal­ten wer­den, ihr Fisch­schwanz ver­bie­tet es ihnen sich an Land fort­zu­be­we­gen — und doch müs­sen sie Luft atmen und frie­ren in kal­tem Wasser.

Es ver­wun­dert nicht, dass sol­che Geschöp­fe von ste­ter Wut auf ihr Schick­sal erfüllt sind, und jeder See­mann fürch­tet eine Begeg­nung mit ihnen: Man sagt, dass dem­je­ni­gen der eine Meer­jung­frau erblickt oder gar ihr Weh­kla­gen hört ein schlim­mes Schick­sal erei­len wird…

(für die Unter­ma­lung: The Decem­be­rists — „The Mariner’s Reven­ge Song“)

22

Mrz

by JollyOrc

Shel­ly und sei­ne Crew waren in Hoch­stim­mung — wer hät­te geahnt, dass es so ein­fach sein wür­de das mäch­ti­ge Haus Rassk aus­zu­rau­ben. Wahr­schein­lich hat­te nie­mand damit gerech­net, dass die Crew des Dunk­len Fal­ken so dreist sein wür­de: Sie gaben sich ein­fach als die­je­ni­gen aus, die die wert­vol­le Fracht ver­schif­fen sollten.

Über­nom­me­ne Iden­ti­tä­ten, gestoh­le­ne Code­wör­ter, ein geschickt gefälsch­ter Brief — das hat aus­ge­reicht, um die vier schwe­ren Schatz­tru­hen in Emp­fang zu neh­men. Und mit dem hal­ben Dut­zend Dra­go­wa­chen konn­ten sie in einem Moment der Nach­läs­sig­keit kur­zen Pro­zess machen. Nun muss­ten sie nur noch die Schät­ze gewinn­brin­gend ver­kau­fen, und sie hät­ten alle für immer aus­ge­sorgt. Shel­ly lehn­te sich in die Sei­le und genoss den Wind auf sei­nem Gesicht — das Leben war gut.

Seit zwei­hun­dert Jah­ren gilt unter den hohen Fami­li­en der Dra­gos eine Regel: Wer den hei­li­gen Zahn Drakkhars von Raven­stein hält, des­sen Stim­me hat im Dra­chen­rat Gewicht.

Die letz­ten fünf­zig Jah­re hielt Haus Rassk die­se Ehre, doch nun wur­de er gestoh­len! Gold, Geschmei­de und Arte­fak­te — all das haben sie sich ange­eig­net, und eben den Hei­li­gen Zahn, ver­steckt in einem gold­ver­zier­ten Buch.

Berauscht von ihrem Erfolg, nicht ahnend was für einen Fre­vel sie began­gen haben, segeln die Die­be über das Süß­was­ser­mehr, nicht ahnend was für eine Jagd nun auf sie eröff­net wür­de. Wel­ches Dra­go­haus wür­de sie wohl als ers­tes finden?

End­lich soll­ten wir die­se ver­fluch­te Höh­le ver­las­sen. Sir Kins­bane und sein Gefol­ge waren schon wie­der Rich­tung Uri­as‘ Wacht auf­ge­bro­chen und nun soll­ten auch wir die­sen Ort verlassen.

Die­ser Sir Kins­bane erregt die Gemü­ter mei­ner Mit­strei­ter doch sehr. Wäh­rend er unab­streit­bar ein Held und Strei­ter für das Gute ist, so hegt zumin­dest Fer­gus einen offe­nen Groll gegen den Rit­ter. Wal­ter ist auch offen gegen den Hel­den Gor­ne­mün­des und Wie­gand ver­langt nach Hand­lungs­an­wei­sun­gen, wie wir uns Kins­bane gegen­über ver­hal­ten wollen.

Wahr­schein­lich ist es das, was Men­schen so… ein­zig­ar­tig macht. Wal­ter und auch Wie­gand strit­ten mit uns, ob wir denn nun mit Kins­bane zusam­men­ar­bei­ten sol­len, dann aber auch voll und ganz, oder ob wir gegen ihn arbei­ten sol­len. Cal­ans Ein­schät­zung traf so sicher ins Schwar­ze, wie ein Elben­pfeil: Natür­lich liegt die Ant­wort in der Mitte.

Dass Sir Kins­bane uns ein wei­te­res mal zu einer laut­star­ken Dis­kus­si­on getrie­ben hat, belegt ja nur, dass er bereits jetzt eine ziem­lich Macht über uns aus­übt. Wir einig­ten uns jeden­falls dar­auf, dass wir im grun­de so wei­ter machen, wie bis­her: Nicht zu viel preis­ge­ben, nicht zu viel behindern…

Wir ver­lie­ßen jeden­falls die Höh­le und bemerk­ten sofort, dass Sir Kins­bane offen­bar auch einen gro­ßen Ein­fluss auf die Dorf­be­woh­ner hat­te. Der Wach­turm, der den Höh­len­ein­gang bewa­chen soll­te, war nicht mehr besetzt. Wir eil­ten also ins Dorf und beka­men gera­de noch mit, dass Sir Kins­bane gro­ße Ver­kün­dun­gen machte:

Der Fluch sei gebro­chen, die Bewoh­ner, wür­den für ihre treu­en Diens­te am Reich durch die Kir­che belohnt wer­den, Uri­as wür­de hier eine Beer­di­gung erhal­ten und wir, die guten Strei­ter aus Gor­ne­mün­de wür­den uns eine Beloh­nung im Rilos­tem­pel in Catar abho­len können.

Er nimmt das Ruder in die Hand, das muss man ihm neid­los zugestehen.

Uri­as wur­de sogleich durch eine ergrei­fen­de Beer­di­gung den Hän­den Dre­kons über­las­sen. Sir Khan, der Pala­din hielt eine Zere­mo­nie ab, die sehr bewe­gend war. Er hof­fe, dass Uri­as See­le nach der lan­gen Zeit der Qual in der Hexer­höh­le nun end­lich Ruhe und Frie­den fin­den kön­ne. Aller­dings zwei­fel­te er bereits dar­an, da Uri­as‘ Schwert wohl ver­lo­ren gegan­gen sei und dies bestimmt wei­ter­hin für Unfrie­den für Uri­as See­le sor­gen würde.

Abends wur­den wir alle von den Dorf­be­woh­nern zu einem Fest ein­ge­la­den und hat­ten gele­gen­heit mit den Gefolgs­leu­ten Kins­banes zu reden. Sei­ne Grup­pe woll­te nach Ossum rei­sen, damit Kins­bane sei­ne Fami­lie dort besu­chen kön­ne. Irgend­wann spä­ter wür­de sie ihr Weg aller­dings nach Bat­a­ar, die­ser wun­der­sa­men Insel im süd­li­chen Meer führen.

Es soll­te wohl so aus­se­hen, dass wir etwas Zeit gewon­nen hat­ten, war die Rei­se nach Uri­as‘ Wacht doch mehr ein Wett­ren­nen, als eine Rei­se. Das Schiff nach Bat­a­ar war natür­lich bereits vor ein paar Tagen aus Catar abge­reist und das nächs­te wür­de frü­hes­tens in ein paar Mona­ten folgen.

Kins­bane ritt also zu Pferd nach Ossum und wir folg­ten ihnen zu Fuß. Gern wäre ich direkt nach Catar gereist, aber mei­ne Gefähr­ten sind offen­bar nicht son­der­lich gut zu Fuß, so dass sie lie­ber drei Tage in die fal­sche Rich­tung rei­sen um ein Schiff zu neh­men, als fünf Tage durch die Natür zu lau­fen und sich an ihren Geschen­ken zu erfreuen.

In Ossum ange­kom­men, mach­ten wir aller­dings eine erstaun­li­che Ent­de­ckung. Offen­bar lag dort ein Kult-Schiff, das laut Calar hoch­see­taug­lich war. Wir mut­maß­ten sofort, dass Sir Kins­bane, sei­nes Zei­chens Kul­tist, sicher­lich die­ses Schiff neh­men könn­te, um direkt nach Bat­a­ar auf­zu­bre­chen. Ob dies nun wirk­lich so gesche­hen wird, wer­den wir nie erfah­ren, aber es moti­vier­te mei­ne Mit­strei­ter dazu einen schnel­len Weg nach Bat­a­ar fin­den zu wollen.

Wir nah­men in Ossum das Post­schiff über Gor­ne­mün­de nach Catar und tra­fen dort recht schnell ein. In Catar woll­te Fer­gus unbe­dingt Wis­sen über bestimm­te Schrift­rol­len bei der Aka­de­mie ein­ho­len und Wal­ter hat­te irgend­wel­che Befürch­tun­gen ver­flucht wor­den zu sein, da er schlecht geschla­fen hat­te. Sie gin­gen also zur Aka­de­mie und erzähl­ten uns am nächs­ten mor­gen Erstaunliches:

Wal­ter hat­te wohl recht. Uri­as‘ Schwert, wel­ches er aus der Hexer­höh­le ent­wen­det hat­te, hieß in wirk­lich­keit „Hexen­ham­mer“ und sei laut der Aus­sa­ge eines Magi­er der Aka­de­mie von einer auf­ge­brach­ten See­le besetzt.

Zumin­dest mir wur­de mul­mig bei dem Gedan­ken dar­an, dass nun nicht mehr Staub­flü­gel der hexer, son­dern wir per­sön­lich für die fort­ge­führ­te Qual an der See­le Uri­as‘ schul­dig sein soll­ten. Wal­ter, aber auch die ande­ren ließ der Gedan­ke kalt. Wahr­sche­lich ist so ein Schwert zu vie­le Gold­stü­cke wert, um mora­li­sche Beden­ken zuzu­las­sen. Irgend­et­was hat Wal­ter jeden­falls davon über­zeugt, dass er sich nur als wür­dig erwei­sen müs­se, damit Uri­as‘ ihn irgend­wann in Ruhe lässt. Bis dahin sol­le er eben Schutz­ge­be­te sprechen.

Über das Schick­sal Uri­as‘ denkt er ein­fach nicht nach, wahr­schein­lich als Schutz­re­flex, jetzt da wir erkannt haben, dass wir das Schwert mit hät­ten bei­set­zen müssen.

Wenn man zu lan­ge Mons­ter bekämpft, wird man dann selbst irgend­wann zum Monster?

Fer­gus und Calar hat­ten die Nacht mit For­schern in der Aka­de­mie ver­bracht und konn­ten nun mit Erkennt­nis­sen über Navi­ga­ti­on und See­rou­ten auftrumpfen.

nun… ich muss zuge­ben, dass es mir voll­kom­men aus­reicht, wenn mich ein Schiff end­lich am rech­ten Fleck absetzt und ich auf dem Land sein kann.

Was die­se Erkennt­nis­se aber brach­ten, war fol­gen­des: Das Schiff war gezielt auf Gor­ne­mün­de los­ge­las­sen wor­den. Es war mit magi­schen Runen so gesteu­ert, dass das Schiff nach Gor­ne­mün­de trei­ben soll­te und direkt dort sei­ne unto­te Brut ablas­sen sollte.

Es war also nur der Anfang?

Fer­gus sagt jeden­falls, dass mit etwas Arbeit der Weg der „Schaum­kro­ne“ zurück­ver­folgt wer­de kön­ne. Zuerst muss­ten wir aber unse­rer Spur fol­gen und die führ­te nach Bat­a­ar. Wie wir erfuh­ren, war das Schiff nach Bat­a­ar erst vor zwei Tagen abge­reist und es war nicht auf dem direk­ten Weg nach Bat­a­ar unter­wegs, son­dern fuhr erst nach Dra­go­lad, der sagen­haf­ten Hei­mat der Dragos.

Mir kam die Idee mei­nen neu­en Freund den Dra­go­händ­ler zu fra­gen, was er denn zu unse­rem Pro­blem des ver­pass­ten Schiffs sagen wür­de. Er nann­te uns einen Preis von 40 Gold­stü­cken und unser Pro­blem soll­te der Ver­gan­gen­heit angehören.

Es ist schön Freun­de zu haben. Es wäre noch bes­ser, wenn die­se kei­nen Wucher betrei­ben wür­den, denn 40 Gold­stü­cke kön­nen wir so schnell nie­mals auftreiben.

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Mrz

by JollyOrc

…schon zwei Hel­den­grup­pen hat­ten inner­halb kür­zes­ter Zeit das Dorf erreicht und die Prü­fung bestan­den. Unter den Dorf­be­woh­nern war eine inten­si­ve Dis­kus­si­on im Gan­ge, wel­ches Vor­ge­hen wohl das Edle­re war: Einer Kon­fron­ta­ti­on mit­tels Heim­lich­keit und nächt­li­chem Schlei­chen aus dem Weg zu gehen, oder im Zwei­fels­fall für das eige­ne Vor­ha­ben und das Wohl Aller mit der Waf­fe in der Hand einzustehen?

Gera­de woll­te Orr­l­of Raben­zeh dar­auf hin­wei­sen, dass die Grup­pe um den Pries­ter ja wenigs­tens sicher nie­man­den ver­let­zen woll­te, da ertön­te der Warn­ruf vom Wach­turm: Sir Kins­bane und die Sei­nen ver­lie­ßen gera­de die Höhle!

Der Leich­nam von Uri­as, dem Berg der Raben­bucht war gebor­gen, sei­ne See­le aus dem Dun­kel der Hexer­höh­le befreit. Behut­sam bahr­te Pala­din Khan den toten Kör­per vor dem Lang­haus auf, wäh­rend sein Freund Sir Kins­bane zu den Dorf­be­woh­nern sprach:

Unser Ziel haben wir hier nicht erreicht — Der­kan Staub­flü­gel hat nichts hin­ter­las­sen was uns hilft. Aber wir kön­nen einem Hel­den des Rei­ches end­lich die letz­te Ehre erweisen.“

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Mrz

by Walter Pelz

Nach­dem die Was­ser­kreb­se besiegt waren, sahen wir ein­an­der an. Calar erst ein­mal sich sel­ber. Da hat­te ihm sein Gott einen Streich gespielt. Das sein Spruch „Das Meer gibt, das Meer nimmt“ fast sei­nen zu frü­hen Tod gebracht hät­te, muss ihm schlag­ar­tig bewusst gewor­den sein.

Jeden­falls plä­dier­te er mit etwas zitt­ri­ger Stim­me dafür, dass wir uns erst ein­mal ins Freie zurück­zie­hen soll­ten, um zu Kräf­ten zu kom­men. Da das ver­nünf­tig klang und ich eben­falls ange­schla­gen war, nick­te ich zustim­mend. Auch Fer­gus hat­te schon mal bes­ser aus­ge­se­hen und eine def­ti­ge Mahl­zeit war ihm sicht­lich auch lie­ber als her­um­streu­nen­de Unto­te mit Mot­ten im Mund.

Die Dis­kus­si­on dau­er­te aller­dings län­ger, da Kiiri­on und Wigand mein­ten, damit wir hier alles gesich­tet haben bevor der Kult­rit­ter kommt, soll­ten wir wei­ter hier drin blei­ben. Unüber­hör­ba­re Geräu­sche schnit­ten unse­ren Mei­nungs­aus­tausch ab, ich schau­te um ein, zwei Ecken, was denn nun schon wie­der für eine Teu­fe­lei sich geäu­ßert hat­te und muss­te fest­stel­len, dass die Mot­ten aus dem Glas, wel­ches der Hal­be im Kampf hat­te fal­len las­sen müs­sen, bereits wie­der für Unto­ten­nach­schub gesorgt hatte.

Sie­ben fie­se Ske­let­te wan­del­ten im Gang zum Aus­gang umher und da ich im Schlei­chen noch nie eine Leuch­te war und im Dun­keln schon gar nicht, hat­ten sie mich bereits endeckt — ver­dammt! Ich konn­te gera­de noch den Jungs eine War­nung zuru­fen, da kamen sie auch bereits auf uns zu. Irgend­wer von uns rief von hin­ten sowas wie „Anders­rum zum Aus­gang“, jeden­falls hör­te ich jeman­den weg­sprin­ten und nahm eben­falls die Bei­ne in die Hand.

Ein Schlag hät­te mich sicher bereits dahin­ge­rafft und den ande­ren Ver­letz­ten wäre es bei der Über­macht auch schlecht ergan­gen. Irgend­was muss bei der Flucht schief gelau­fen sein, denn vor mir lief nur Calar und nor­ma­ler­wei­se bin ich ja nicht gera­de der Reak­ti­ons­schnells­te. Also blieb ich im Par­al­lel­gang zum Aus­gang erst ein­mal ste­hen um zu schau­en, wo der Rest blieb und schwupp rann­ten Kiiri­on und Wigand an mir vorbei.

Nur den Hal­ben konn­te ich nicht ent­de­cken und schon kamen die Ske­let­te um die Ecke. Ich konn­te nicht län­ger war­ten und lief den ande­ren hin­ter­her hin­aus ins Freie. Dort ging gera­de die Son­ne auf, ein bizar­res Natur­schau­spiel nach der Hexe­rei und Dun­kel­heit dort drin­nen. In mei­ner See­le aller­dings war kei­ne Son­ne, ich frug hek­tisch ob jemand Fer­gus gese­hen habe aber nie­mand wuss­te, wo er geblie­ben war. Es blieb nur die Hoff­nung, dass er sich irgend­wo hat­te ver­ste­cken kön­nen. Calar woll­te ins Dorf, um sei­ne Vor­rä­te für Ver­bän­de auf­zu­fri­schen, da kam ich ger­ne mit.

Die Wachen am Turm waren froh uns zu sehen, mach­ten bei der Ver­let­zung Calars aber doch gro­ße Augen und noch grö­ße­re als wir erzähl­ten, was wir erlebt hat­ten. Sie waren sehr nett und besorg­ten Calar alles Not­wen­di­ge, so dass wir schnell zu den ande­ren zurück­keh­ren konn­ten. Den Tag ruh­ten wir uns aus, wäh­rend Kiiri­on dar­auf ach­te­te, dass von drin­nen nichts her­aus kam, was da nicht hingehörte.

Frisch gestärkt und dank Calar auch frisch ver­bun­den ent­schie­den wir, wie­der hin­ein zu gehen, um Fer­gus zu fin­den und den Rest anzu­se­hen, irgend­wo muss­ten doch Hin­wei­se auf „Uri­as der Berg“ sein!

Der Ver­such, sich vor­sich­tig durch die Gän­ge zu bewe­gen miss­lang lei­der, so dass uns nichts ande­res übrig blieb, als die Unto­ten im Kampf zu besie­gen. Das gelang dank eini­ger Blatt­schüs­se der Elben und einer pas­sa­blen ers­ten Rei­he mit Wigand und mir ohne grö­ße­re Ver­let­zun­gen. Mit­ten im Kampf tauch­te auch unser ver­miss­ter Fer­gus wie­der auf, sah aller­dings nach einem Schlag eines Unto­ten nun auch nicht mehr viel anders aus, armer Junge!

Daher woll­ten wir uns eigen­lich nach drau­ßen bege­ben um uns von die­ser Schlacht zu erho­len. Kaum drau­ßen hin­ge­legt weck­te Wie­gand uns, da der Kult­rit­ter Kins­bane im Anmarsch sei und so muss­ten wir flugs wie­der rein und lie­fen schnur­stracks in den klei­nen Raum mit Loch in der Decke und dem Raum oben, wo wir die Glä­ser mit Mot­ten ent­deckt hat­ten. Fer­gus hat­te uns bereits von einer gro­ßen Hal­le am Ende des Flu­res berich­tet. Nun nah­men wir sie sel­ber in Augenschein.

Neben einer gro­ßen weib­li­chen Sta­tue eines die­ser fie­sen Göt­ter fan­den wir auf einem Altar die sterb­li­chen Über­res­te vom „Uri­as der Berg“. Er war also tat­säch­lich hier zu Tode gekom­men. Ich konn­te mir noch sein Schwert sichern, wel­ches laut Fer­gus magisch ist. Ich war sehr stolz, ein Schwert eines sol­chen Hel­den zu tra­gen wenn mich auch sehr betrüb­te, dass die­ser Held hier anschei­nend dem Hexer Der­kas Staub­flü­gel unter­le­gen gewe­sen war.

Calar und Fer­gus durch­such­ten die drei Kis­ten und Calar steck­te nach dem Lesen eini­ge Schrift­rol­len ein und sag­te etwas von Abhand­lun­gen über See­len. Kei­ne Ahnung, irgend­ein reli­giö­ser Kram anschei­nend. Jeden­falls ver­brann­te er eine Rol­le mit den Wor­ten „Hexe­rei“, die der Hal­be gele­sen hat­te und um eine wei­te­re gab es Dis­kus­sio­nen. Kei­ne Ahnung, anschei­nend ist Schrift auch nicht so ein­deu­tig, wie mir der Schiffs­jun­ge immer erzählt hat­te, der lesen konn­te. In den Kla­mot­ten fand sich außer ein paar Kup­fer­stü­cke nichts, was man noch hät­te gebrau­chen kön­nen, so dass wir eigent­lich ziem­lich rat­los waren.

Dann kam mit lau­ten Getö­se der Kult­rit­ter Kins­bane mit sei­nem Knap­pen Oeric, der Magie­rin Nemi­se Mephis­ta und dem Pala­din Sir Khan. Wäh­rend der Pala­din uns zeig­te, wie man die­ser bösen Sta­tue die Fies­hei­ten aus­treibt sprach der Kult­rit­ter von oben her­ab als wenn er hier alles voll­bracht hät­te. Aller­dings schien auch er etwas rat­los, was mich doch ein wenig freu­te. Nach­dem Ein­hel­lig­keit herrsch­te, dass Uri­as der Berg hier im Ort begra­ben wer­den soll­te, fan­den Fer­gus und die Magie­rin noch her­aus, dass in der einen Kis­te mit den Glas­fla­schen eine Honig ent­hielt der nur aus Bat­a­ar stam­men konn­te, weil der statt süß sau­er war. Muss ein komi­scher Kon­ti­nent sein, wo sogar der Honig nicht schmeckte!

Jeden­falls gin­gen Kult­rit­ter und Gefol­ge wäh­rend Wigand in aller Ruhe sei­ne Later­ne nahm, sie anzün­de­te und zur Decke hielt. Wäh­rend mir der Atem stock­te sahen wir einen Ster­nen­him­mel an der Decke, fast wie auf dem Elben­schiff in Gor­ne­mün­de! Calar zeich­ne­te die Ster­nen­stel­lung ab wäh­rend Wigand ver­mu­te­te, dass die Ster­nen­stel­lung derer auf Bat­a­ar ent­spre­chen müss­te. Aller­dings konn­te Calar uns erklä­ren, dass die Stern­stel­lung dafür sorgt, dass der Erz­engel Dre­kon die See­len der Toten von hier nicht abho­len könne.

Schau was ich gefun­den habe Ahn!“

Die klei­ne Miral setz­te sich auf sei­ne kno­chi­gen Knie und reck­te ihren Fund in die Höhe: Über das Palm­blatt krab­bel­te lang­sam und bedäch­tig eine fast aus­ge­wach­se­ne Raupe.

Her­vor­ra­gend Miral!“ lob­te er das Mäd­chen bedäch­tig. „Und, weisst Du auch was für eine Rau­pe das ist?“

Nach­denk­lich besah sich die Klei­ne das Tier. „Sie hat zwan­zig Bei­ne, und ihre Haut ist fast schon grau. Dafür hat sie aber grü­ne Füh­ler und Augen die wie klei­ne rote Bee­ren aus­se­hen. Und schau, unten­rum ist sie auch ganz grün.…“

Sei­ne Gedan­ken schweif­ten ab, wäh­rend Miral immer noch wei­ter die Merk­ma­le der Rau­pe auf­zähl­ten. Manch­mal fiel es ihm schwer den Klei­nen län­ger zuzu­hö­ren, sie waren ein­fach zu … has­tig für ihn.

…und dann ist da noch die­ses Zei­chen hier auf dem Rücken, sie sieht genau­so aus wie Du Ahn. Es ist ganz sicher ein Schä­del­spin­ner, richtig?“

Zufrie­den blick­te er das Mäd­chen an. Was war sie, sei­ne Uren­ke­lin? Nein, eher deren Enkel­toch­ter. Seit sei­ner Ver­wand­lung fiel es ihm zuneh­mend schwer, die Gene­ra­tio­nen auseinanderzuhalten.

Ja Miral, es ist ein Schä­del­spin­ner. Und nun lauf, und zei­ge die Rau­pe Dei­ner Mut­ter, Dein alter Ahn Der­kan hat noch zu tun.“

Lachend und auf­ge­regt sprang das Mäd­chen von sei­nem Schoß und lief los. Kurz dreh­te sie sich um und wink­te Der­kan Staub­flü­gel und den ande­ren Urah­nen zu, bevor sie end­gül­tig die Höh­le der Mumi­en verliess…

Da stan­den wir nun vor dem Ein­gang zur Höh­le, die einst Uri­as der Berg (und neben ihm sicher­lich diver­se ande­re Muti­ge oder Wag­hal­si­ge) betre­ten hat­te, um Staub­flü­gel, dem Hexer des Mot­ten­klans ein Ende zu berei­ten. Es war die ein­zi­ge Spur die wir hat­ten. Wenn wir umso wich­ti­ger, dass wir hier voranschreiten.

Wohl war mir nicht bei der Sache. Immer­hin hat­ten die Ein­hei­mi­schen uns nach ihrem Test pas­sie­ren las­sen und den Höh­len­ein­gang frei­ge­ge­ben. Ich bin mir aller­dings nicht sicher, ob und war­um sie uns als wür­dig erach­te­ten. Zuge­ge­ben, am nöti­gen Mut man­gelt es unse­rer Grup­pe im Wesent­li­chen sicher­lich nicht. Aber wenn ich jetzt so in die Augen mei­ner Beglei­ter bli­cke, kom­men mir hier und da Zwei­fel. Die Elben wür­den es nie zuge­ben, wenn sie ein Gefühl wie Angst spü­ren wür­den, sie ver­sprü­hen Zuver­sicht durch und durch.

Ich kann mir hier kei­ne Blö­ße geben. Wenn ich es je zu etwas brin­gen will und zu Anse­hen im Krei­se der Zau­ber­kun­di­gen gelan­gen will, dann muss ich hier mit Erfolg durch­ge­hen, kos­te es, was es wol­le. So las­se ich mir mei­ne Furcht nicht anmer­ken und stei­ge hin­ab ins Dunk­le, mit den weni­gen Kräf­ten, die ich habe…

Die dunk­len Gän­ge ver­strö­men Unheil. Die wie­der­keh­rend hei­se­re Stim­me, die uns zu erwar­ten scheint ist krat­zig und hal­lend durch die Gän­ge zu ver­neh­men und trägt ihren Teil zu mei­nem Unwohl­sein dazu. Ich weiß nicht, ob es töricht oder klug war, unser Kom­men laut­hals durch die Gän­ge zu posau­nen, aber wer auch immer uns erwar­te­te, schien nun sei­ne Hor­den unto­ter Wäch­ter auf uns zu het­zen. Eine hand­voll Mot­ten flog nahe­zu unbe­merkt durch die Gän­ge, um die Gefal­le­nen und Res­te der Gebei­ne zu unto­tem Leben zu erwe­cken, mit dem unmiss­ver­ständ­li­chen Auf­trag ver­se­hen, uns zu vernichten.

Mei­ne Gefähr­ten schie­nen aus allen Rich­tun­gen Unheil zu ver­neh­men, so dass auch ich loseil­te, um Ihnen bei Sei­te zu ste­hen. Ein Hau­fen toter Gebei­ne erwach­te auf unna­tür­li­che Art zu unhei­li­gem Leben und ich konn­te, Noma­kon sei Dank, ein Feu­er ent­fa­chen, um das Schlimms­te abzu­wen­den! Teuf­lisch! Die Mäch­te des Unle­bens sind gefähr­li­cher und schnel­ler, als ich erahn­te! Ich konn­te der fau­li­gen Pran­ke nicht mehr aus­wei­chen, ver­lor das Bewusst­sein und ging zu Boden.

Erst spä­ter erwach­te ich und muss­te mit Erschre­cken fest­stel­len, dass sich unser Vor­ge­hen als ver­häng­nis­voll erwie­sen hat­te! An zu vie­len Schau­plät­zen hat­te das Unle­ben sein Schand­werk gegen uns gerich­tet! Mei­ne Freun­de sahen geschwächt aus und zu allem Übel nah­te ein Troll her­an, der in sei­nen Hän­den einen Holz­kä­fig zu tra­gen schien, in des­sen Inne­ren ein leben­di­ger Schä­del mit fah­ler Stim­me sein Kom­man­do vergab.

Nein, es ist falsch! Er ist der ein­zi­ge, der uns viel­leicht Ant­wor­ten auf unse­re Fra­gen geben könn­te!! So dach­te ich jeden­falls und sprang noch her­vor, um im sel­ben Schritt den Schwung aus mei­nem Lauf zu neh­men, als ich die ent­schie­de­nen Bli­cke mei­ner Freun­de erkann­te, die mir sag­ten, dass sie dem unheil­vol­len Kom­man­deur und jeg­li­chem wei­te­ren unto­tem Dasein ein für alle Mal das fal­sche Leben aus­hau­chen woll­ten! Knir­schend und kra­chend konn­te ich den Schä­del zer­bers­ten sehen und der Spuk nahm vor­über­ge­hend sein Ende.

Zum Glück konn­ten wir wei­te­ren Glä­sern, in denen gezüch­te­te Todes­mot­ten auf­be­wahrt wur­den, hab­haft wer­den. Lei­der ließ ich im Eifer des Gefech­tes unacht­sam eines der Glä­ser fal­len so dass eine hand­voll Mot­ten im Dun­kel der Gän­ge ver­schwand. Zu dumm, dass einer mei­ner Gefähr­ten unacht­sam in dem unter­ir­di­schen Gewäs­ser über­gro­ße Kreb­se auf­schre­cken muss­te, die uns prompt angriffen.

Mir ist gewiss, dass wir hier noch auf wei­te­re Unto­te tref­fen wer­den! Wir wer­den aller­dings ent­schie­den gegen alles Unle­ben vor­ge­hen, bis die letz­te Gefahr besei­tigt wer­den konn­te! Danach wer­den wir hof­fent­lich Spu­ren und Anhalts­punk­te von Uri­as oder dem unheil­vol­len Hexer fin­den… Die Fra­ge ist nur, ob wir uns nun­mehr eine Rast gön­nen oder gleich vor­an­schrei­ten wer­den. Wie ich die Elfen ken­ne, dür­te die Ent­schei­dung aller­dings bereits gefal­len sein.

Unwirsch zog er den Man­tel enger um sich. Der ver­fluch­te Regen setz­te ihm ziem­lich zu, und das Zie­hen in sei­nem Rücken sag­te ihm, dass sich das Wet­ter wohl so bald auch nicht ändern würde.

Was solls“, dach­te er sich, „heu­te wird die Jagd end­lich ein Ende haben.“ Schon seit meh­re­ren Mona­ten ver­folg­te er nun schon die Spur die­ses Hexers. Die letz­ten drei von ihnen fast ohne Schlaf und ohne wirk­li­che Rast. Bis auf ges­tern — die Fischer waren zwar Hei­den, aber wenigs­tens freund­lich. Und viel­leicht wür­den sie sogar ihr Ver­spre­chen halten…

Grim­mig starr­te er auf den Ein­gang vor sich. Aus den Tun­neln konn­te er lei­se einen unheim­li­chen Gesang ver­neh­men. Ein letz­tes Mal über­prüf­te er sei­ne Aus­rüs­tung. Den schüt­zen­den Leder­man­tel. Das hei­li­ge Schwert an sei­ner Hüf­te. Den Beu­tel mit Salz und Schrot.

Sei­ne Hand umschloss fest den Stab den er von dem alten Drui­den vor Kiraz erhal­ten hat­te. Heu­te wür­de die Jagd enden, so oder so.

Hörst Du Staub­flü­gel? Heu­te bist Du fäl­lig!“ Noch ein tie­fer Atem­zug, dann betrat der Mann den sie den Berg nann­ten ent­schlos­sen die Höhle..

In Catar konn­ten wir nicht mehr viel aus­rich­ten. Mei­ne Gefähr­ten hat­ten bereits alle Infor­ma­tio­nen ein­ge­holt, die wir für die Suche nach dem Erbe des Hexen­jä­gers Uri­as brauchten.

Wir hat­ten zwei Spu­ren. Zum einen füh­ren Spu­ren auf die fer­ne Inser Batar und zum ande­ren sei Uri­as Grab in der „Raben­bucht“ im ehe­ma­li­gen Tal­ora zu fin­den. Die Ent­schei­dung in die Raben­bucht zu gehen war klar, wenn auch Wigand anfängt, kein Inter­es­se mehr an unse­ren Zie­len zu haben und stän­dig von abstru­sen Rei­se­zie­len redet. Wahr­schein­lich ist es eine Eigen­art der Men­schen, sich nicht auf ein Ziel kon­zen­trie­ren zu kön­nen und schnell die Lust zu verlieren.

Wie schwe­re Wol­ken am Hori­zont hängt uns die Gewiss­heit hin­ter­her, dass uns unse­re Spu­ren wohl nach Batar füh­ren wer­den, aber jetzt wol­len wir erst ein­mal nach Talora.

Calar und Wigand erkun­dig­ten sich bei Hafen­meis­ter und ansäs­si­gen Fischern nach der Raben­bucht, wäh­rend Fer­gus und ich ein­mal den Markt absuch­ten, nach Händ­lern aus dem fer­nen Norden.

Wir stie­ßen auf Zie­gen­züch­ter, die trotz eines wohl her­vor­ra­gend lau­fen­den Geschäfts kei­nen Begleit­schutz für die Rück­rei­se haben wollten.

Die Stra­ße nach Nor­den wäre also ein siche­rer Weg.

Fer­gus und ich kamen noch etwas her­um und tra­fen letzt­lich auf einen Dra­go­händ­ler, der uns über die Raben­bucht erzähl­te. Er wuss­te uns zwar nicht neu­es zu erzäh­len, konn­te uns aber mit­tei­len, dass ein Sir Kins­bane auch bei ihm nach der Raben­bucht gefragt hät­te und dass die­ser nun über den Land­weg Rich­tung Nor­den unter­wegs sei.

Da wir ja um die Gefüh­le eini­ger Mit­strei­ter wis­sen, ent­schie­den wir uns letzt­lich für ein gechar­ter­tes Fischer­boot, das uns nach Tal­ora brin­gen soll­te, da wir auf jeden Fall vor Sir Kins­bane dort ankom­men woll­ten. Die Schiffs­rei­se selbst war unauf­re­gend und nach ein paar Tagen hat­ten wir die Küs­te der Raben­bucht erreicht.

Die Fischer lie­ßen uns ein paar Mei­len wei­ter an Land gehen, da sie nicht direkt vor Ort anlan­den konn­ten, aber ein paar Mei­len Fuß­weg wür­den uns ganz gut tun.

Wir über­nach­te­ten im Wald und stie­gen am nächs­ten Tag in die Bucht hin­ab. Die Bucht war offen­bar durch einen kru­den aber den­noch undurch­dring­li­chen Zaun geteilt. Hin­ter den Zaun lag eine Höh­le in den Klippen.

Das Dorf dort unten hieß „Uri­as Wacht“. Hier waren wir also offen­sicht­lich rich­tig. Wir schau­ten uns dort um und stell­ten fest, dass die Bewoh­ner sehr gast­freund­lich und hilfs­be­reit waren.

Wie wir erfuh­ren, wur­de die­ses Dorf damals auf Bit­ten Uri­as‘ selbst hier her umge­zo­gen. Vor­her war das Dorf im Lan­des­in­ne­ren ansäs­sig. Uri­as hat­te den Bewoh­nern das Ver­spre­chen abge­run­gen, nie­man­den jemals in die­se Höh­le zu lassen.

Dass sie es mit die­sem Ver­spre­chen nicht so genau nah­men, konn­te man an Reli­qui­en erken­nen, die sich an den Wän­den des Lang­hau­ses des Dor­fes befanden.

Spee­re, Schil­de und Rüs­tun­gen gefal­le­ner Hel­den fan­den sich dort.

Natür­lich sag­ten wir, dass auch wir in die Höh­le gehen woll­ten, was die Bewoh­ner aber ste­tig ver­nein­ten. Sie woll­ten uns auf jeden Fall nicht in die Höh­le las­sen, kos­te es was es wol­le. Selbst auf unse­re Aus­füh­run­gen hin, dass bald ein Sir Kins­bane hier auf­tau­chen wür­de, der sich sei­nen Weg zur Not mit Waf­fen­ge­walt ver­schaf­fen wür­de, über­zeug­te die Bewoh­ner nicht.

Natür­lich kön­nen wir kei­ne Dorf­be­woh­ner aus ihren Häu­sern trei­ben und die Hüt­ten nie­der­bren­nen, nur um uns Zugang zu einer alten Höh­le zu verschaffen.

Also schli­chen wir uns in der Nacht zu einem Boot, füh­ren um den Zaun her­um und kamen so zu dem Höh­len­ein­gang. Wigand, der sich immer mehr als Stur­kopf ent­puppt, woll­te par tout nicht mit­kom­men. Wozu hat­te er denn dann die­se Rei­se über­haupt unter­nom­men? Er blieb also zurück und der Gram mei­ner Freun­de auf ihn wuchs ein wei­te­res Stück­chen mehr. Wir gelang­ten also an den Höh­len­ein­gang, wo wir einen frisch gepack­ten Ruck­sack vor­fan­den. Seil, Fackeln, Pro­vi­ant… nur kein Besitzer.

Wir frag­ten uns gera­de noch, wer den Ruck­sack hier ver­lo­ren haben könn­te, und ob Sir Kins­bane uns even­tu­ell doch zuvor gekom­men war, da schlen­der­te Wigand heran.

Die Stur­köp­fig­keit der Bewoh­ner sei Teil einer Pro­be, ob wir denn wür­dig sei­en. Hmmm… ich fra­ge mich, ob Wigan­ds Stur­köp­fig­keit auch irgend­ei­ne Pro­be dar­stellt. Wie dem auch sei. Auf Geheiß der Bewoh­ner kam er mit in die Höh­le, wäh­rend er auch uns, sei­ne Freun­de, nicht hören wollte.

Das war schon selt­sam genug, doch dann hör­ten wir plötz­lich eine Stim­me:“ Wer.. ist.. daa.…?“